In der EU hat sich ihr Anteil in den vergangenen zehn Jahren von sieben auf 36 Prozent erhöht, in Österreich ist er von 9,2 auf mittlerweile gut 33 Prozent nach oben geschnellt: Die Rede ist von Sportgeländewagen, kurz SUV (Sport Utility Vehicle). Rund jede dritte Neuzulassung fällt – auch in der Steiermark – in diese Fahrzeugkategorie. Tendenz weiter steigend. In Deutschland sind allein in den ersten zehn Monaten des Jahres bereits 974.501 SUV-Neuwagen abgesetzt worden, damit wird erstmals in der Geschichte die Marke von einer Million durchbrochen, so der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Seit 2010 seien die SUV-Verkäufe in Deutschland jährlich im Schnitt um elf Prozent gewachsen, eine Trendumkehr sei nicht erkennbar, daher könnten 2025 schon mehr als die Hälfte aller Neuwagen SUV sein. Weltweit gibt es laut der Internationalen Energieagentur (IEA) mittlerweile 200 Millionen SUV, 2010 waren es noch 35 Millionen.

Wachsende Modellpaletten

Wie ist die Situation in unseren Breiten? „In Österreich ist das Bild sehr ähnlich“, die Wachstumszahlen seien ebenfalls überdurchschnittlich, so Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer. Seine Prognose: „Der SUV-Boom hält noch lange an, bei den derzeit 30 bis 35 Prozent Anteil an den Neuzulassungen wird sicher noch nicht Schluss sein.“ Trotz Klimadebatte. Die anhaltend hohe Nachfrage sei insbesondere auf die wachsenden Modellpaletten zurückzuführen, so Edelsbrunner. „Heute gibt es gewissermaßen für jeden Käufer seinen SUV, ob für ältere Menschen oder für sportliche Fahrer, von klein bis groß.“

Fahrzeughandel gegen "Pauschalvorwürfe"

Den „Pauschalvorwurf“, wonach SUV durch die Bank extrem spritschluckende PS-Titanen mit durchwegs hohem CO2-Ausstoß seien, will Edelsbrunner so nicht stehen lassen. Noch vor einigen Jahren habe es keine SUV mit einem Verbrauch von unter zehn Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer gegeben, „heute gibt es die sehr wohl“, verweist Edelsbrunner auf große Unterschiede bei den Modellen, bei denen der Verbrauch teils nur noch bei der Hälfte liege.

Zudem zeige sich, dass die Hersteller auch bei alternativen Antrieben – von Hybrid über rein elektrisch bis hin zu Wasserstoff – auf SUV-Karosserien setzen würden, betont Edelsbrunner. SUV-Modelle seien also auch unabhängig von der Antriebsart gefragt, „es geht hier auch um Aspekte wie Sicherheit und Bequemlichkeit“.

"SUV-Boom erschwert das Erreichen der Klimaziele"

Den Status quo sieht etwa der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) freilich sehr kritisch: So tanken aktuell rund 70 Prozent der SUV in Österreich Diesel – trotz ansonsten deutlich abflauender Neuzulassungen beim Selbstzünder. „Dass der Kauf von großen SUV auch noch durch die Steuerbegünstigung von Dieseltreibstoff unterstützt wird, ist weder aus ökologischer noch aus sozialer Sicht nachvollziehbar“, so Markus Gansterer vom VCÖ. Für ihn ist klar: „Der SUV-Boom erschwert das Erreichen der Klimaziele.“ Die IEA kommt in ihren Studien zum Schluss, dass der Energieverbrauch eines SUV rund 25 Prozent über dem eines mittelgroßen Pkw liegt.

Den österreichweit höchsten SUV-Anteil weist laut VCÖ übrigens der Bezirk Liezen aus, wo bereits 51 Prozent der Neuwagen darunterfallen.

Branche blickt in die Zukunft

Tag der Kfz-Wirtschaft:  Josef Harb, Klaus Edelsbrunner, Geschäftsführerin Barbara Leitner, WK-Präsident Josef Herk und Josef Niegelhell
Tag der Kfz-Wirtschaft: Josef Harb, Klaus Edelsbrunner, Geschäftsführerin Barbara Leitner, WK-Präsident Josef Herk und Josef Niegelhell © WK/(c) Foto Fischer

Um Zukunftsfragen, also Chancen und Herausforderungen für die steirische Kfz-Wirtschaft, ging es dieser Tage auch beim alljährlichen Branchentag in der Wirtschaftskammer. Die Gastgeber – neben Edelsbrunner auch Josef Harb (Bundes- und Landesinnungsmeister Fahrzeugtechnik) und Josef Niegelhell (stellvertretender Landesinnungsmeister Fahrzeugtechnik) – tauschten sich vor 300 Gästen gemeinsam mit weiteren Experten u. a. zu neuen Antriebsarten, der Digitalisierung in Werkstätten und im Autohandel, steuerlichen Aspekten sowie Preisentwicklungen aus.