Hunderte Aktionäre und Aktionärsvertreter drängten sich Mittwoch in den Festsaal der BKS Bank in Klagenfurt, ein Mehrfaches als sonst bei Hauptversammlungen üblich. Doch diesmal standen die Zeichen regelrecht auf Sturm: Die Uni-Credit/Bank Austria, die insgesamt knapp 30 Prozent der Anteile an der Kärntner Bank hält, probte den Aufstand. Der Anteil der Bank Austria hat geschichtliche Gründe: Er stammt von der Creditanstalt, die Ende der 1990er-Jahre von der Bank Austria geschluckt wurde, die später wiederum in der UniCredit aufging.

Heftiger Stellungskrieg

Die BKS ist Teil der 3-Banken-Gruppe, zu der auch die BTV und die Oberbank gehören. Mit ihrem zwar stattlichen Minderheitsanteil hat die Bank Austria nichts zu melden. Die heute in italienischem Besitz stehende Bank Austria stößt sich neuerdings daran, dass bei den wechselseitigen Beteiligungen der drei Banken kein frisches Geld geflossen sei. Die Verflechtung der drei Banken untereinander ist der Bank Austria ebenfalls ein Dorn im Auge.

Die UniCredit wollte alle Kapitalerhöhungen der BKS seit 1994 überprüfen lassen, ob wegen der wechselseitigen Beteiligungen tatsächlich frisches Kapital in die Banken geflossen sei. Am Pranger stand besonders die Beteiligung der Generali 3 Banken Holding AG an BKS, BTV und Oberbank. Diese Holding gehört selbst wiederum den drei Banken, das Geld für die Kapitalerhöhung erhielt sie wiederum von den Banken. Diese Kapitalaufbringung hätten also die Banken selbst finanziert, was laut Aktiengesetz nicht erlaubt sei - so die Argumentationslinie der Bank Austria.

Antrag auf Sonderprüfung

Über den Antrag auf Sonderprüfung nach Aktiengesetz wurde als letzten Punkt auf der Tagesordnung fast vier Stunden nach Beginn der turbulenten Hauptversammlung gegen 14 Uhr abgestimmt. Abgestimmt wurde nach dem Subtraktionsprinzip , also die Nein-Stimmen und Enthaltungen wurden, gewichtet nach dem Kapital, gezählt.

BKS-Chefin Herta Stockbauer
BKS-Chefin Herta Stockbauer © Markus Traussnig

Als Aufsichtsratschef Gerhard Burtscher den von den Vertretern Bank Austria gestellten Antrag zur Abstimmung brachte, gingen unzählige Stimmkarten nach oben - am Schluss wurde eine deutliche Ablehnung des Antrags festgestellt, die Vertreter der Bank Austria fanden für ihre Forderung keine Mehrheit: 65,424 Prozent, das entspricht 23,74 Millionen Stammaktien, stimmten gegen eine Sonderprüfung, lediglich die Vertreter von 12,55 Millionen der Stammaktien, also etwas mehr als 34 Prozent, waren für eine Sonderprüfung. Der Beschluss wurde umgehend von den Vertretern der Bank Austria beeinsprucht.

Schon zuvor gab heftige Stellungskriege, wie sie bei einer Hauptversammlung der BKS Bank noch keiner zuvor erlebt hat. So verwehrten die Vertreter der Bank Austria den vier Vorständen (Wolfgang Mandl war Ende des Jahres ausgeschieden) Herta Stockbauer (Vorsitzender), Dieter Krassnitzer und Alexander Novak die Entlastung, nahezu zwei Drittel der Kapitalvertreter stimmten hingegen dafür (aber auch diese Beschlüsse wurden von den Bank Austria-Vertretern anschließend beeinsprucht).

Im Gegenzug verwehrte eine Mehrheit Gregor Hofstätter-Pobst, dem CFO der Bank Austria, als Aufsichtsrat der BKS die Entlastung - eine eher einmalige Angelegenheit. Bei Karl Samstag, dem ehemaligen Bank Austria-Vorstandschef, enthielt sich die Mehrheit der Stimme, seine Entlastung ging aber durch.

"Noch nichts Vergleichbares gesehen"

Für BKS-Vorstandchefin Herta Stockbauer war die Hauptversammlung "höchst ungewöhnlich. Ich habe in den 15 Jahren als Vorstand und in insgesamt 20 Jahren, in denen ich an Hauptversammlungen teilnehme, nichts Vergleichbares gesehen." Aufsichtsratsvorsitzender  Burtscher sah in seitens der Bank Austria "den Versuch, die Aktionäre auf ihre Seite zu ziehen und mit der Sonderprüfung die Unabhängigkeit der 3-Banken-Gruppe zu brechen."

Stockbauer verlangt nun von der Uni Credit, "die Karten auf den Tisch zu legen." Die Kärntner Bank habe sich, bestätigt Stockbauer, auf die Hauptversammlung, die eigentlich der Präsentation eines herausragenden Jahres dienen hätte sollen, im Detail vorbereitet und war mit mehreren Gutachten und Rechtsauskünften in die Sitzung gegangen. Am Montag wurde die BKS informiert, dass die UniCredit die Rechtsmeinung vertrag, BTV, Oberbank und Generali 3 Banken Holding AG hätten ein Stimmrechtsverbot.

"Vorsorglich" habe man selbst ein Gutachten erstellt, "um kein Risiko einzugehen",so Burtscher. Demnach sei so wohl das Stimmrecht der befreundeten Banken bzw. Holding zulässig. Auf "Nummer sicher" wollte Stockbauer gehen, indem die BKS die Einlage in die Generali 3 Banken Holding AG im Vorfeld zur Hauptversammlung erneut einforderte. "Dabei ging es um weniger als ein Prozent der Stimmrechtsanteile, hier wollten wir ein Restrisiko von 0,1 Prozent ausschalten", so Stockbauer.

Reputationsverlust befürchtet

Beide, Burtscher und Stockbauer, sprechen von einer "heftigen Situation" und halten ein weiteres juristisches Nachspiel für "wahrscheinlich". Nachsatz: "Außer es findet ein Umdenken bei der Bank Austria statt, denn es kann dabei niemand etwas gewinnen." Stockckbauer und Burtscher fürchten beide Reputationsverluste für die BKS und die anderen Banken in der Gruppe, wenn man weiter "Negativschlagzeilen" schreibe.