Läuft es wieder halbwegs glatt bei Österreichs größtem Dessous- und Wäschehersteller? Oder müssen im Hintergrund noch viele Laufmaschen aufgenommen werden, um die Corona-Folgen sowie die Wickel um die Maskenproduktion der Hygiene-Austria zu überwinden? Der Donnerstagabend hätte jedenfalls unter dem Titel "The show must got on" stehen können. In der kleinen, aber feinen Wiener Dachterrassen-Bar "Juwel" mit Blick auf die Innenstadt sollten eindeutig die neuen aufsehenerregenden Modelle von Marina Hoermanseder im Mittelpunkt stehen. Die international bekannte Star-Designerin mit Wiener Wurzeln sorgt nach ihrer Baby-Pause bereits zum dritten Mal mit ihrer eigenwilligen Handschrift für eine außergewöhnliche Palmers-Kollektion.

Knapp und bedeckt blieb allerdings vorerst alles rund um die - eigentlich angekündigten - Bilanzzahlen. Denn tatsächlich wird der im März bei Palmers an Bord gegangene neue Finanzchef Robert Weiß die Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2020/21 doch erst gegen Ende des Jahres in ihre endgültige Form gegossen haben. Im Hintergrund soll es noch um Corona-Förderungen und ihren Gegencheck durch einen Wirtschaftsprüfer gehen. Trotz Corona werde das Ergebnis ausgeglichen sein. Vor Steuern und Abschreibungen sei das Ergebnis positiv, erklärt Weiß.

Hygiene-Austria-Folgen unklar

Inwieweit für die Palmers-Zahlen die Affäre um den Maskenproduzenten Hygiene Austria eine Rolle spielt, und wie es mit der offenbar doch immer noch hundertprozentigen Tochter weitergeht, diese Fragen blieben beim Mode-Event am Donnerstagabend unbeantwortet. 2020 waren Palmers und die Lenzing AG mit einem gemeinsamen Unternehmen angetreten, "Masken made in Austria" zu produzieren, allerdings wurden auch Masken in China eingekauft und umetikettiert. Die an der Börse notierte Lenzing AG verabschiedete sich nach einer Hausdurchsuchung, zahlreichen Vorwürfen und vielen Negativschlagzeilen aus dem Unternehmen.

Ein Versuch, die Hygiene Austria in den vergangen Monaten zu verkaufen, dürfte fehlgeschlagen sein. Palmers-Vorstand Tino Wieser erklärte, der Vertrag sei nicht zustandegekommen.

Die Bühne am Donnerstagabend überließ Tino Wieser anderen. Auf die vorsichtige Frage von Journalisten, ob sich an den Eigentumsverhältnissen bei Palmers etwas ändern könne, hatte  Marketing-Chef Ralph Hofmann nicht mit einem klaren Nein geantwortet, sondern diesen Satz gesagt: "Heute freuen wir uns, dass wir das Vertrauen bekommen haben, Palmers zu repräsentieren. Was die Zukunft bringt, das wird man sehen."

Wieser: "Angetreten, um das Unternehmen zu retten"

Tino Wieser, der mit seinem Bruder Luca und der Familienstiftung der Familie Hutman die Palmers-Anteile hält, versichert, es gebe keine Änderungen in der Aktionärsstruktur. Man sei angetreten, um das Unternehmen zu retten, und langsam trage die Restrukturierung Früchte.

Allerdings haben die Lockdowns Palmers 20 Millionen Euro Umsatz gekostet, von den staatlichen Förderungen in Höhe von 7,5 Millionen Euro entfielen 4,3 Millionen auf Erstattungen im Zusammenhang mit Kurzarbeit, der Rest teilt sich auf Fixkostenzuschuss und Umsatzersatz auf. Das Hauptziel, dass niemand seinen Job verliere, habe man erreicht, betont Wieser. Heute seien sogar 20 Mitarbeiter mehr im Unternehmen als vor der Krise, insgesamt sind es 542 in Österreich und 740 in der gesamten Gruppe.

Marke "P2" für Bipa und "Basics" für Interspar

Zum Ende des ersten Halbjahres meldet Palmers im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 32 Prozent, im Vergleich zu 2019 ein Plus von 14 Prozent, konkrete Zahlen werden aber nicht genannt. Als  rettender Anker in der Corona-Krise dürfte sich die Produktion für Bipa und Interspar erwiesen haben. Für die Rewe-Gruppe (Bipa) wird seit 2020 wieder die Bademoden- und Wäschemarke „P2“ produziert. Gegründet wurde die Marke 1999, Rewe hatte den Vertrag mit Palmers aber kurz nach dem Verkauf an die Wieser-Brüder beendet, was empfindliche Umsatzeinbußen zur Folge hatte. Interspar ist neu seit dem Frühjahr an Bord, dort kommt die Marke "Basics" von Palmers. 

Wenig glücklich dürfte man bei Palmers am Donnerstagabend über einen ZIB-Beitrag im Zusammenhang mit der Hygiene Austria gewesen sein. Die Arbeiterkammer hat eine Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebracht, bei der es um den Verdacht des Lohndumpings geht. Sowohl im Gespräch mit der Kleinen Zeitung als auch in der "ZIB13" Freitag mittag wies er die Vorwürfe abermals zurück. In der "ZIB 13" sagte er: "Wir werden alle noch eine Überraschung erleben, es wird alles positiv ausgehen und alles, was Sie gelesen und geschrieben haben, wird sich in Luft auflösen."

Hygiene Austria hatte sich für die Abwicklung von Aufträgen der Republik auch mehrerer Leiharbeits-Firmen bedient. Rund um die Masken-Affäre gibt es laut APA inzwischen rund hundert Verfahren.