Die Kärntner Landwirtschaftskammer ortet eine Gefahr für bäuerliche Direktvermarkter durch die neuen Selbstbedienungsboxen des Rewe-Konzerns, die Billa-Regionalbox. Nachdem vier solcher Mini-Shops in Kärntner Gemeinden (Dellach im Drautal, Baldramsdorf, Flattach, Mörtschach) aufgestellt wurden, appelliert nun Kammer-Präsident Johann Mößler in einem Brief an die Kärntner Bürgermeister, bäuerlichen Vermarktern den Vorzug zu geben. Die Boxen des Lebensmittelkonzerns würden eine "massive Konkurrenz" für Landwirte darstellen.

Zum Hintergrund: Billa hat die Mini-Boxen mit elf Quadratmeter Fläche und rund 200 zum Großteil regionalen Artikeln im Angebot in Kooperation mit myAcker entwickelt. Kärnten ist das erste Bundesland, in dem sie aufgestellt wurden.

"Entwicklung gefährdet"

Viele Betriebe haben laut Mößler in Hofläden oder Selbstbedienungshütten investiert und sich damit ein zweites Standbein geschaffen. "Diese Entwicklung sehen wir durch die Projekte von Handelskonzernen gefährdet", so Mößler. Auch wenn regionale Produkte in den Boxen des Handels angeboten werden, so sehe man die Gefahr, dass Händler von bäuerlichen Lieferanten Niedrigpreise verlangen oder Betriebe gegeneinander ausspielen könnten. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung gibt sich Mößler milde: „Ich will die Boxen nicht schlechtreden, aber ich vertrete eine andere Philosophie.“ Kärnten habe mit 1,99 Quadratmetern pro Einwohner ohnehin die größte Supermarkt-Verkaufsflächendichte. „Jetzt geht es um die letzten Ortschaften, wo die Großkonzerne noch nicht vertreten sind.“ Alternativ stellt sich Mößler Direktvermarkterhütten und Hofläden vor. Auch sie könnten Produkte des allgemeinen Bedarfs (etwa Klopapier) zusätzlich anbieten. Mit der Kärntner Milch und der Vermarktungsgenossenschaft Kärntner Fleisch sei Mößler in Gesprächen. Sie würden sich den Betrieb von regionalen Mini-Shops zutrauen. 

Zwar gebe es keine rechtliche Handhabe gegen die Errichtung solcher Kleinstläden. Man appelliere jedoch an die Orts-Chefs, Selbstvermarktern aus der Landwirtschaft den Vorzug zu geben. Der Brief schließt mit dem Aufruf, die Kammer zu kontaktieren, sollten Gemeinden mit Anfragen zu einer Regionalbox eines Lebensmittelkonzerns konfrontiert werden. Schlusssatz: "..wenden Sie sich an uns. Wir werden versuchen, gemeinsam mit den Direktvermarktern der Region, ein bäuerliches Angebot an regionalen Lebensmitteln für Sie zu entwicklen."

Billa: "Wir wollen eine Bühne bieten"

Billa sieht die Sache naturgemäß anders. "Wir möchten mit den uinseren Regional-Boxen vor allem regionalen und lokalen Kleinproduzenten und Bauern aus der unmittelbaren Umgebung eine Bühne bieten – ganz besonders kleinen Kärntner Produzenten. Diese haben durch die regionalen Boxen eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Produkte zu vertreiben und auf diese Weise bei den KundInnen bekannt zu machen. Aktuell beliefern 39 Lieferanten aus 26 Ortschaften die Billa Regional Boxen. Davon kommen 30 Produzenten direkt aus dem Drau- oder Mölltal.