Drei Problembereiche ortet der in der Vorwoche veröffentlichte Länderbericht der EU-Kommission in Österreich. Neben dem Gesundheitssystem und dem Pflegebereich ist demnach auch das Pensionssystem eine Schwachstelle, wie Marc Fähndrich, wirtschaftspolitischer Berater der Vertretung der EU-Kommission in Wien, bestätigt.

"Anders als die Regierung sieht die EU-Kommission Reformbedarf bei den Pensionen", erklärt Dénes Kucsera, Ökonom der Agenda Austria, der Kleinen Zeitung. "Die aktuelle Situation ist ein Risiko für die Tragfähigkeit der Finanzen."

So viel gibt Österreich für Pensionen aus

Derzeit gibt Österreich 13,8 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Pensionen aus. "Bei anhaltender Entwicklung wären es im Jahr 2040 um 1,1 Prozentpunkte mehr. Das klingt nach wenig, absolut gesehen wären es aber um vier Milliarden Euro mehr. Das ist fast der Betrag der geplanten Steuerreform", erklärt Kucsera.

Unsicherheit in das Pensionssystem bringt vor allem die demografische Veränderung. Es steigt nicht nur die Lebenserwartung, die Gesellschaft wird insgesamt älter, da in den kommenden Jahren viele "Babyboomer" in Pension gehen, aber weniger junge Menschen ins erwerbsfähige Alter nachrücken. Kommen derzeit in Österreich statistisch gesehen 3,3 erwerbsfähige Personen auf einen Pensionisten (65 Jahre und älter), so werden es bis 2050 weniger als zwei Erwerbstätige sein.

"Jedes Jahr zwei Monate später in Pension"

"Österreich sollte eine ähnliche Reform wie Schweden angehen", um den demografischen Veränderungen gerecht zu werden, so Kucsera. Das gesetzliche Pensionsantrittsalter müsse an die Lebenserwartung angepasst werden. "Da die Lebenserwartung derzeit jedes Jahr um knapp drei Monate zunimmt, sollte das Pensionsantrittsalter jedes Jahr um zwei Monate angehoben werden."

Auch die EU-Kommission sähe eine Koppelung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung als sinnvoll an, erklärt Fähndrich.

Frauen später in Pension?

Darüber hinaus sollte die Angleichung des Pensionsantrittsalters von Frauen an jenes der Männer beschleunigt werden. "Frauen sind im Alter von 60 bei besserer Gesundheit als Männer, aber sie gehen fünf Jahre früher in Pension und leben auch noch fünf Jahre länger - da passt irgendetwas nicht zusammen", sagt Fähndrich. Das habe auch Konsequenzen für die Altersarmut von Frauen.

Ökonom Dénes Kucsera
Ökonom Dénes Kucsera © Agenda Austria