Der Boom bei Kreuzfahrten hat Schiffe als Umweltsünder stark in Verruf gebracht. Doch nicht nur die schwimmenden Hotels verrußen die Luft. Im globalen Gütertransport werden 80 Prozent der weltweiten Frachttransportkilometer auf den Meeren zurückgelegt. Laut OECD werde sich das gesamte Frachtvolumen (Seefahrt, Bahn, Straße, Luft) bis 2050 verdreifachen, der CO2-Ausstoß werde um 160 Prozent steigen. Die 15 größten Schiffe stoßen pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos, berechnete der deutsche Naturschutzbund. 90.000 Schiffe auf der Welt fahren mit billigem, schwerem Dieselöl.

Eines der besten Forschungszentren der Welt für Großmotoren und damit für Schiffsantriebe befindet sich mit dem LEC (Large Engines Competence Center) in Graz. Die 16. Grazer Motorentagung mit dem Institut für Verbrennungskraftmaschinen (IVT) der TU und 260 Experten stand im Zeichen des Klimaschutzes.

Forschung am LEC in Graz
Forschung am LEC in Graz © LEC

Und damit im Zeichen emissionsfreier Antriebskonzepte. Bei den Schiffen gebe es einen „Riesenschritt in die richtige Richtung“ allein durch die kürzlich beschlossenen strengeren Emissionsregeln der internationalen Seeschifffahrtsorganisation, sagt Andreas Wimmer, Leiter des LEC. Sie gelten ab 2020.

Umsetzung braucht Jahre

Der Haken: Es wird Jahre dauern, bis die Schifffahrt umweltfreundlich wird, stellt Wimmer klar. „Konzepte für emissionsfreie Schiffsantriebe sind zwar in absehbarer Zeit verfügbar, die Umsetzung im Marinebereich ist aber erst bis 2050 realistisch.“ Die Gründe: Die Verschärfung der Emissionslimits geht auf internationaler Ebene sehr schleppend voran. Dazu kommt, dass Schiffe oft Jahrzehnte im Einsatz sind.

Motorentagung mit Andreas Wimmer (LEC), Helmut Eichlseder (IVT) und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (VP)
Motorentagung mit Andreas Wimmer (LEC), Helmut Eichlseder (IVT) und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (VP) © LEC

Ein Konzept für einen praktisch emissionsfreien Schiffsantrieb verfolgt auch das LEC. Dabei wird das Schiff mit Methanol betankt. Vor der Verbrennung im Motor wird das CO2 über einen Reformer vom Methanol abgespalten, der daraus gewonnene Wasserstoff treibt den Motor an. „Stickoxide stellen die einzige relevante Schadstoffkomponente dar“, so Wimmer. Das CO2 wiederum wird verflüssigt, an Land gebracht und erneut für die Gewinnung von Methanol verwendet. Dabei kommen nur erneuerbare Energien zum Einsatz.

Lkw sind sauberer geworden

Viel umweltfreundlicher im Vergleich ist die Lkw-Flotte. Feinstaub sei dank geschlossener Partikelfilter kein Thema mehr, „bei Stickoxiden erreichen wir durch hochwirksame Katalysatoren bald die Grenze des Messbaren“, sagt IVT-Chef Helmut Eichlseder. Was die Reduktion der CO2-Emissionen angeht, sieht Eichlseder in Entwicklung und Einsatz von synthetischen Kraftstoffen großes Potenzial.