Am Ende war er Schlossherr, hatte sein eigenes Museum mit internationaler Reputation, Industriebeteiligungen quer durch Österreich und ein Vermögen, das ihn beständig auf der Liste der einhundert reichsten Österreicher aufscheinen ließ. Ein Status, der bei seinem Start ins Leben – wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs – nicht unbedingt absehbar war.

Der gebürtige Radentheiner Herbert Liaunig machte nach dem Welthandelsstudium in der Turnauer-Gruppe Karriere. Teils als Manager, später immer öfter auch als Eigentümer, führte er krisengebeutelte Unternehmen zu neuer Blüte. Wobei er das Wort "Sanierer" beharrlich mied. "Ich stelle normale Verhältnisse her", relativierte er sein Tun stets.

Eva und Herbert Liaunig bei der Verleihung des "Primus" 2009
Eva und Herbert Liaunig bei der Verleihung des "Primus" 2009 © Weichselbraun

Das Funderwerk in St. Veit hat er nach einer tosenden Pleite wieder auf Schiene gebracht. Jenbach musste er zweimal sanieren, hinzu kamen Wild, Waagner-Biro und Binder. In Summe waren es schlussendlich 24 Unternehmen, die Liaunig – mit kurzfristig oft schmerzhaften Eingriffen – sanierte. "Keine Sanierung ist schiefgegangen. Ich habe aber ein paar grandiose Gelegenheiten versäumt." Selbstkritisch sah er später auch seine Rolle als Aufsichtsratschef der Hypo Alpe Adria Mitte der 1990er. Er habe die Marschrichtung Südosteuropa vorgegeben, aber "das Wachstum war letztlich zu schnell", resümierte er selbstkritisch.
Im Südkärntner Neuhaus/Suha fand er schließlich nicht nur ein Schloss, das er von Günther Domenig umbauen ließ, sondern auch Platz für seine umfassende Sammlung moderner Kunst, die er auf 7500 Quadratmetern in einem um 18 Millionen Euro errichteten Bau der Öffentlichkeit zugänglich machte. Gemeinsam mit Gattin Eva sammelte er bereits seit den 1960er-Jahren zeitgenössische Kunst.

"Für die alten Leute, die niemanden mehr haben" 

Der Endlichkeit bewusst hatte Liaunig mittels seiner Privatstiftung schon vor Jahren über seinen Tod hinaus vorgesorgt und Ziele definiert: die Wahrung der Kontinuität der Industrieunternehmen, die Führung des Museums als Bildungsziel und als soziales Ziel die Unterstützung der österreichischen Hospizbewegung. "Die ist mir ein besonderes Anliegen, weil ich immer gesagt habe: Für das St. Anna Kinderspital war immer jede Menge Geld vorhanden, während die alten Leute, die keine Verwandten mehr haben, allein gelassen bleiben."

In den letzten beiden Jahren zog sich Liaunig – von schwerer Krankheit gezeichnet – bereits aus der Öffentlichkeit zurück. Gestern verstarb Herbert Liaunig im Alter von 77 Jahren. Die Trauerfeier soll im engsten Familienkreis stattfinden.