Seit wenigen Wochen haben die Silicon Austria Labs (SAL), Österreichs bedeutendstes Forschungszentrum für elektronikbasierte Systeme (EBS), eine neue Chefin. Die Kärntnerin Christina Hirschl, die schon bei der Vorgängerorganisation Carinthian Tech Resarch (CTR) Verantwortung trug und bisher den SAL-Standort in Villach leitete, übernahm das Steuer des immer größer werdenden F&E-Tankers. 308 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 40 Nationen beschäftigt SAL an drei Standorten in Graz, Linz und Villach derzeit.

Hirschl (44) ist die dritte Geschäftsführerin nach Werner Luschnig und Gerald Murauer. SAL nahm im Dezember 2018 mit 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Betrieb auf, heute sind allein am Standort in Villach 169 Personen beschäftigt, in Graz 95 und in Linz 44. SAL gehört der Republik, der Industrie sowie den Ländern Steiermark, Kärnten und Oberösterreich. 50 Millionen Euro seien in den letzten Jahren von den Eigentümern investiert worden.

"Riesige Erfolgsgeschichte"

"SAL ist eine riesige Erfolgsgeschichte", sagt die promovierte Physikerin Hirschl, die den Weg Richtung Internationalität konsequent weiter beschreiten will. 173 Projekte in den Forschungsschwerpunkten Sensorik und Mikroelektronik (in Villach), Leistungselektronik sowie eingebettete Systeme in Graz sowie Kommunikationstechnologie – vor allem 5G und 6G – in Linz bearbeitete SAL 2022. Mittlerweile kooperiere man auch mit Einrichtungen in Japan und Australien, sagt Hirschl, und bemühe sich weiter um internationale Sichtbarkeit.

Auf der anderen Seite versteht sich SAL auch als Partner der kleineren und mittleren Unternehmen in der Region. Bisher sind es fast nur größere Industriefirmen, die sich der SAL-Dienste bedienen, Hirschl will die Kooperationen mit kleineren und mittleren Unternehmen ausbauen. "Wir wollen die Angst vor EBS nehmen", sagt sie, man dürfe sich vor Forschung und Entwicklung nicht fürchten. "Es ist ein Mittelweg, den wir gehen", erklärt Hirschl. Ziel sei es, für die europäische Industrie von Nutzen zu sein und "die Grundlagenforschung an den Universitäten in die Anwendung zu bringen."

"Wahnsinniges Wachstum"

Größter Engpassfaktor (auch) für SAL sei der Fachkräftemangel, dennoch sei es gelungen, ein "wahnsinniges Wachstum" hinzulegen. "Wir müssen künftig ein wenig langsamer wachsen", meint sie, damit die Strukturen Schritt halten können. Die Ziele bleiben dennoch ambitioniert: Doppelt so viele Beschäftigte wie heute, 600, sollen es 2030 sein. "Wir werden dort wachsen, wo wir die Projekte haben", sagt Hirschl, die bisher den Standort Villach zu kräftigem Wachstum pushte und nun natürlich allen drei Standorten verpflichtet ist.

Dennoch stehen die Zeichen auf Ausbau. In Villach befindet sich das aus Sicht der Infrastruktur wohl herausforderndste Projekt: Der größte private Forschungsreinraum Österreichs, 1100 Quadratmeter groß, nimmt am 18. Oktober offiziell den Betrieb auf. "Eine Chance auch für kleinere Betriebe, Mikroelektronik zu nutzen" so Hirschl. Bis die Serienproduktionen starten könnten, würden noch eineinhalb Jahre vergehen. An allen drei SAL-Standorten sollen Ökosysteme entstehen, die etwa auch die Gründung von Industrie-Start-ups befördern. Hirschl selbst will als Chefin an allen drei Standorten verfügbar sein, es gebe ein klares "Commitment zum Headquarter in Graz". Ihre persönliche Vision: "Wir wollen mit den ganz großen Forschungszentren in einem Atemzug genannt werden."