Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins für die USA am Mittwoch unverändert gelassen – das geschieht zum ersten Mal nach zehn Zinserhöhungen binnen 15 Monaten. Für die Teuerung rechnet die Fed für heuer mit einer etwas niedrigen Rate als noch vor drei Monaten angenommen. Das Wirtschaftswachstum dürfte indessen höher ausfallen als noch vor drei Monaten angenommen.

Der Zinssatz verbleibt damit in einer Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent, wie die Federal Reserve um Chef Jerome Powell am Mittwoch mitteilte. Damit liegt der Zins weiterhin beim höchsten Wert seit 2007. Die Fed hatte im März 2022 damit begonnen, die Zinssätze von nahe null Prozent anzuheben, um die hohe Inflation zu bekämpfen und wieder in Richtung ihres Ziels von zwei Prozent zu drücken. In der historisch beispiellosen Serie von Zinserhöhungen wurde der Leitzins um insgesamt 500 Basispunkte erhöht.

"Zinsgipfel" wohl noch nicht erreicht

Doch zugleich signalisierten die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell, dass der Zinsgipfel noch nicht erreicht sein dürfte: Zum Jahresende peilen sie im Mittel ein Zinsniveau von 5,6 Prozent an – im März hatten sie 5,1 Prozent anvisiert. Dies würde bedeuten, dass die Notenbank dieses Jahr noch zwei Schritte nach oben im Umfang von jeweils einem viertel Prozentpunkt gehen könnte. Die Fed will die Ruhepause nun dazu nutzen, weitere Daten zu sichten, bevor sie über eine weitere Straffung entscheidet. Alle Augen richten sich damit auf die nächste Sitzung im Juli.

Ein Innehalten der Zentralbank auf dem Zinspfad sollte nicht als Signal interpretiert werden, dass der Gipfel bereits erklommen sei, betonte jüngst Fed-Direktor Philip Jefferson. Somit könnte die Fed den im März 2022 eingeschlagenen aggressiven Straffungskurs trotz der zuletzt auf 4,0 Prozent gesunkenen Inflationsrate noch fortsetzen. Die Währungshüter peilen eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent an und sind noch längst nicht am Ziel.

Mehr Wachstum, weniger Inflation

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft soll laut aktualisierter Prognose um ein Prozent wachsen, wie die Fed am Mittwoch in Washington mitteilte. Das wären 0,6 Prozentpunkte mehr als noch im März prognostiziert. Für das kommende Jahr sagt die Fed ein Wachstum von 1,1 Prozent voraus. Die Teuerungsrate soll indessen 2023 durchschnittlich bei 3,2 Prozent liegen, ein Rückgang von 0,1 Prozentpunkten verglichen mit der vorigen Prognose vom März, wie Daten der Zentralbank am Mittwoch zeigten.

Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr demnach allerdings etwas höher bei 3,9 Prozent liegen (Prognose vom März: 3,6 Prozent). Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet und strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.