Die diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen bergen viel Zündstoff. Nach dem Eisenbahner-Streik droht auch im Handel ein Arbeitskampf mitten in der Adventzeit. Die fünfte Verhandlungsrunde für einen neuen Kollektivvertrag im Handel dauerte knapp zehn Stunden. Um 21 Uhr wurde ein Durchbruch erzielt, Arbeitgeber und Gewerkschaft einigten sich in der fünften Verhandlungsrunde auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 430.000 Angestellten und Lehrlinge im Handel. Die Gehälter und Lehrlingsentschädigungen steigen laut einer Aussendung der Gewerkschaft GPA um bis zu 8,67 Prozent. Damit sind die Streikdrohungen vom Tisch.

"Dauerhaft wirksamer Gehaltsabschluss"

"Die Gehälter der 430.000 Angestellten des Handels steigen um 7 Prozent und mindestens 145 Euro. Dies bedeutet eine durchschnittliche Erhöhung der Gehälter um 7,31 Prozent. Durch den Mindestbetrag bedeutet dies eine Erhöhung um bis zu 8,67 Prozent", schreibt die Gewerkschaft in der Aussendung. Das Einstiegsgehalt für die große Zahl der Berufseinsteiger nach der Lehre werde um 8,06 Prozent angehoben, die bestehenden Überzahlungen blieben aufrecht. "Für uns war es sehr wichtig, dass wir einen dauerhaft wirksamen Gehaltsabschluss über der zugrunde gelegten Inflationsrate für alle und eine stärkere Anhebung der unteren Gehaltsgruppen erreichen konnte", so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger.

"Schwierig und zäh"

Die Arbeitgeberseite betont in einer Aussendung: „Die Verhandlungen waren schwierig und zäh, haben aber im fünften Anlauf doch noch zu einem Ergebnis geführt und wir konnten einen Abschluss erreichen“, so Chefverhandler Rainer Trefelik. Die nun erzielte Einigung bewirkeeine Steigerung der Gehälter für die Angestellten im heimischen Handel um sieben Prozent, mindestens jedoch 145 Euro brutto monatlich. Laut Trefelik ergebe das eine durchschnittliche Erhöhung um 7,19 Prozent (die GPA spricht von 7,31 Prozent).

Das Einstiegsgehalt werde jedenfalls "von derzeit 1800 Euro auf 1945 Euro im Monat angehoben", sagt Trefelik. Das Lehrlingseinkommen steige im ersten Lehrjahr auf 800 Euro, im zweiten auf 1025 Euro, im dritten Lehrjahr auf 1300 Euro und im vierten Jahr auf 1350 Euro. „Das macht die Lehre im heimischen Handel sehr attraktiv und bedeutet unterm Strich eine Erhöhung um fast neun Prozent für unsere Lehrlinge. Das sehen wir als wichtige Investition in die Zukunft des Handels“, sagt Trefelik.

"Duales Angebot" vorgelegt

In der fünften Runde hätten die Arbeitgeber ein duales Angebot mit zwei Varianten vorgelegt: Die erste Variante habe eine Steigerung der Gehälter um 8 Prozent vorgesehen, die sich aus einer Erhöhung der KV-Tafel um 5 Prozent plus einer Prämie von 3 Prozent zusammensetze, heißt es in der Aussendung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die zweite Variante beinhaltete die lineare Erhöhung um 7 Prozent. "Die Gewerkschaft hat sich für die lineare Erhöhung entschieden. Das ist aus unserer Sicht bedauerlich, denn das andere Modell hätte unterm Strich mehr gebracht und außerdem aufgrund der Steuerbefreiung einen enormen Nettovorteil für die Arbeitnehmer:innen bedeutet, in vielen Fällen sogar noch heuer. Im Durchschnitt hätte die Prämie rund 1.000 Euro netto betragen", so Arbeitgeber-Chefverhandler Rainer Trefelik in der Aussendung.