Rasant steigende Energiepreise treiben die Inflation in der Eurozone auf einen neuen Rekordwert und bringen die EZB zusehends in Zugzwang. Binnen Jahresfrist stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 5,8 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Die Inflationsrate schießt immer weiter über die Zielmarke der EZB von 2,0 Prozent hinaus, die nächste Woche zu ihrer Zinssitzung zusammentritt.

EZB-Vizechef Luis De Guindos nannte die frischen Preisdaten eine "negative Überraschung". Als Folge des Ukraine-Krieges sei zu erwarten, dass das Wachstum der Wirtschaft im Euroraum niedriger ausfallen und auch die Preisentwicklung davon beeinflusst werde. "Der für die Zukunft bedeutendste Effekt ist die große Bedeutung Russlands für die Energiepreise."

EZB gerät unter Druck

Die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Präsidentin Christine Lagarde gerät bereits jetzt wegen der rasant steigenden Preise unter Druck, ihren noch immer lockeren Kurs zu straffen. Zugleich läuft sie wegen der nicht absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges Gefahr, bei einer zu frühen Kehrtwende den Aufschwung abzuwürgen. Stärkster Preistreiber im Februar war Energie mit einem Anstieg von 31,7 Prozent.

"Der Ukraine-Krieg hat den Inflationsanstieg weiter angefacht. Wegen der durch die Decke gehenden Energiepreise wird die Inflationsrate schon ab März über sechs Prozent liegen", prophezeite Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.

Krieg schlägt sich auf Teuerung durch

KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib erwartet, dass der Konflikt weiter auf die Teuerung durchschlägt: "Der russische Angriffskrieg dürfte die Entwicklung der Gas- und Rohölpreise auch in den kommenden Monaten bestimmen."

Mit Blick auf die veränderten Rahmenbedingen dürfte die EZB ihrer Ansicht nach kommende Woche ihren bisherigen Kurs weiter verfolgen, sich mit ruhiger Hand weiter Optionen offenzulassen: "An ihrer Ausstiegsperspektive aus der expansiven Geldpolitik, vor allem eines Zurückfahrens des Anleihekaufprogramms in diesem Jahr und darauf aufbauenden Kommunikation zur Zinswende dürfte es aber nur graduelle Änderungen geben."

Fed bleibt bei Zinswende

Auch die US-Notenbank Fed steht angesichts einer Inflationsrate von zuletzt 7,5 Prozent unter Zugzwang, ihren Kurs zu straffen und sich somit gegen den Preisauftrieb zu stemmen. Sie wird trotz der noch nicht absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges die avisierte Zinswende diesen Monat aller Voraussicht nach einleiten. "Wir erwarten, dass es angemessen sein wird, die Zielspanne für den Leitzins auf unserer Sitzung in diesem Monat anzuheben", erklärte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch bei einer Kongressanhörung. Der Krieg in der Ukraine lasse den Ausblick aber hochgradig unsicher erscheinen.