Facebook kommt diese Tage nicht zur Ruhe. Nach dem historischen Verlust von rund 200 Milliarden Euro Börsenwert in der vergangenen Woche – ausgelöst von Ergebnissen, die unter den Erwartungen blieben, und einer erstmals rückläufigen, täglichen Nutzerzahl im Vergleich mit dem Quartal davor – sorgt der Social-Media-Riese jetzt mit einem Bericht an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC für Aufsehen. Dabei beschreibt der Konzern nämlich sehr konkret Überlegungen, seine Dienste in Europa einzustellen.

Als Grund führt Facebook in dem Schreiben auf Seite 36 regulatorische Schritte und Gerichtsverfahren an. In erster Linie stößt sich Facebooks Mutterkonzern Meta an Entscheidungen, die Datentransfer zwischen Ländern oder verschiedenen Meta-Diensten à la Facebook, WhatsApp und Instagram einschränken. Darunter falle etwa die Entscheidung des Europäischen Gerichtshof im Juli 2020, das zwischen den USA und Europa getroffene Abkommen"Privacy Shield" aufzuheben. Angestoßen hatte den Entscheid der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems. Facebook prognostiziert in dem Schreiben an die SEC weitere Gerichtsverfahren in Europa, die in Folge "substanzielle Kosten" bedeuten würden.

"Wenn wir Daten zwischen unseren verschiedenen Ländern und Regionen nicht transferieren dürfen und gehindert werden, Daten zwischen unseren Produkten und Services zu teilen", lässt Meta-Lenker Mark Zuckerberg nun im aktuellen Jahresbericht des Unternehmens wissen, "werden wir manche wichtige Services in Europa nicht mehr zur Verfügung stellen können, etwa Facebook oder Instagram." Zumindest, wenn es nicht gelingen sollte, heuer ein neues Abkommen auf die Beine zu stellen.

Facebook: 309 Millionen tägliche Nutzer in Europa

Im Nachhall des Briefs versucht der Konzern erst einmal zu kalmieren. Es sei nicht richtig, dass sich der Konzern aus Europa zurückziehen wolle, heißt es auf Medienanfragen. Das Schreiben sei eher als "Warnung vor den Risiken rund um das Thema Data Transfers" zu verstehen, zitiert die Futurezone aus einer Antwort Metas. Auch gilt es nach wie vor als eher unwahrscheinlich, dass Facebook seine komplette europäische Nutzerbasis tatsächlich aufgibt.

Im vierten Quartal 2021 waren das etwa Tag für Tag 309 Millionen aktive Nutzer. Von in Summe weltweit 1,9 Milliarden. Und zumindest was den Umsatz pro User betrifft, gilt Europa laut dem aktuellsten Unternehmensbericht weiter als zweitwichtigste Region nach dem Raum "USA und Kanada". Dort wird Facebooks Bestreben übrigens durchwegs ironisch aufgenommen. "Amerikaner, werdet eifersüchtig", titelt etwa das Tech-Portal Mashable, "Meta droht Facebook und Instagram in Europa zu schließen".