Die außerordentliche Generalversammlung der Raiffeisenbank Althofen-Guttaring am Dienstag Nachmittag galt juristisch als „unaufschiebbare Zusammenkunft“. Digitales Team-Meeting ausgeschlossen. Der „private Wohnbereich“ durfte offiziell auch von jenen Gesellschaftern, die über keinen 2G-Nachweis verfügen, „zum Zwecke der Teilnahme“ verlassen werden.

Das Interesse daran, was weiter mit der Traditionsbank geschieht, der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) in der Person von Michael Spitzer ein Verwalter aufgebrummt worden ist, war ohnehin groß. Mehr als 100, vielleicht 200 Bankkunden vulgo Genossenschafter stellten sich an, um ins Kulturhaus zu gelangen.

Während des langen Wartens im Freien wurde orakelt. Die einen hatten von merkwürdigen Immobilientransaktionen gehört. Andere davon, dass schon länger davon die Rede war, das Bankgeschäft abzuspalten und eine bloße Genossenschaft zu bleiben. Wieder andere wussten von flüchtenden ehemaligen Geschäftsleitern der Bank zu berichten, weil die Hausmacht der Alteingesessenen einfach zu groß sei. Vielleicht sei auch einfach die Zeit der Kleinbanken vorbei. Was sie erwartet, wussten viele beim Einlass noch nicht.

Drinnen ging es um nicht weniger als die Zukunft des rund 100 Jahre in der Region verwurzelten Betriebes, verbunden mit vielen Gutshöfen, Grundbesitzern und Familien. Die Tagesordnungspunkte wurden durchgepeitscht, allen voran Punkt 4 betreffend die strategische Neu-Ausrichtung des Instituts bzw. die Umwandlung der Raika Althofen-Guttaring von einer Bank zu einer „Fördergenossenschaft der Region“. Die Bank will offenbar keine Bank mehr sein.

Tatsächlich stimmte die Mehrheit der Anwesenden für die Wesensänderung, die man nun in die Wege leiten will. Ein Verkaufsangebot des Bankgeschäfts an die Raiffeisenlandesbank Kärnten um einen Euro wurde bereits gemacht. Es gilt bis Anfang Februar, doch die Landesbank soll bereits abgewunken haben. Auch eine Aufnahme in den Mittelkärntner Raiffeisenbankenverbund bestehend aus Hüttenberg, Launsdorf und dem Gurktal scheint unwahrscheinlich. Die Marchfelder Bank soll hingegen ihrerseits bereits ein Angebot gemacht haben.

"Wie im Wilden Westen"

Bis 21 Uhr dauerte die Generalversammlung. Anwesende berichten, dass es zeitweise zugegangen sei wie im Wilden Westen. Zunächst galt offenbar keine Diskussionserlaubnis, später wurde es immer spannungsgeladener.

Zur Sprache kamen auch die Eigentumsverhältnisse rund um ein Grundstück in St. Salvator, das jetzt im Besitz eines Familienmitglieds aus der Chefetage der Bank stehen soll. Auch von einer Schadenersatzforderung an die Finanzmarktaufsicht wegen Rufschädigung war die Rede. Ist die Bank irgendwann nur noch eine „Fördergenossenschaft“, will sie sich laut neuer Satzung auf Erwerb, Verkauf, Vermietung, Verpachtung und Entwicklung von Liegenschaften fokussieren, ebenso der Immobilienverwaltung. Wird die Genossenschaft zum Immobilienentwickler?