"Die Urlaubsstimmung momentan ist ein Wahnsinn. Man merkt deutlich, dass die Leute unbedingt auf Urlaub fahren wollen", sagt Max Schlögl, der Chef von Gruber Reisen. "Unsere Reisebüros werden gestürmt. Es wird so viel gebucht, wie 2019", freut sich auch Andrea Springer von Springer Reisen über die aktuell mehr als gute Buchungslage. Hotspot sei das Mittelmeer. "Unser Flug nach Griechenland war im Juni exzellent gebucht und ist ab Mitte August wieder voll ausgebucht", sagt die Reiseexpertin. Springer fliegt ja noch bis Ende September einmal pro Woche ab Graz und Klagenfurt direkt auf die griechische Insel Skiathos.

Start der Buchungswelle war im Mai

"Begonnen hat die Buchungswelle Mitte bis Ende Mai. Die Topdestinationen sind Griechenland, Kroatien und Italien", sagt Schlögl. Und er bemerkt noch einen weiteren Trend: "Es kommen viele Leute zu uns, die früher nicht unsere Kunden waren, weil sie online gebucht haben. Sie vertrauen jetzt aber auch bedingt durch die Krise auf uns als Reisebüro." Es gebe da einen regelrechten Zulauf. Auch die Webseite, die Gruber Reisen Ende des vergangenen Jahres gelauncht habe, sei ein Erfolg.

"Sogar wieder Schlangen vor den Reisebüros"

Der Chef von TUI Österreich, Gottfried Math, berichtet ebenfalls "höchst erfreut" davon, dass das Geschäft in den Reisebüros "spätestens mit Mitte Mai unerwartet stark zurückgekommen ist". TUI betreibt bundesweit rund 60 Filialen, "in Einkaufszentren gibt es vor unseren Reisebüros jetzt teilweise sogar wieder Schlangen, der Reisehunger ist sehr groß", sagt Math. Die Buchungslage habe sich insbesondere im Juni "sehr gut entwickelt, aber auch der Beratungsbedarf ist enorm". Fragen zu Einreise- und Quarantänebestimmungen stünden derzeit an der Tagesordnung. Gefragt seien bei TUI vor allem die Mittelmeerdestinationen, "mit Abstand am stärksten wird Griechenland gebucht". Kunden würden weiterhin vor allem auf Sicherheit und Flexibilität wert legen.

Wermutstropfen: Umsatzmonate die fehlen

Sowohl Springer als auch Schlögl betonen, dass sie glücklich über den Kundenansturm sind, man aber trotzdem nicht vergessen dürfe, dass die Monate bis Mitte Mai, was den Umsatz anbelange, komplett fehlen würden.

"Die Reisebranche ist nach wie vor in der Krise", betont Schlögl. Auch im Hinblick darauf, dass man nicht wisse, wie die Situation rund um Corona im Herbst tatsächlich sein wird. "Einige wenige Kunden buchen zwar schon für Herbst und Winter. Aber der Großteil wartet ab, auch was Fernreisen anbelangt", Schlögl. Springer betont ebenfalls, dass "entscheidend ist, was im Winter passieren wird". Sie habe aber schon einige Buchungen für Herbst und Weihnachten, unter anderem für Fernreisen.

"Es werden sehr viele Versicherungen zu den Reisen gebucht, um kostenlos stornieren zu können", verweist Verkehrsbüro-Vorständin Helga Freund auf die Vorteile des professionell organisierten Reisens. "Bei Flügen werden auch die Flextarife sehr gut angenommen", so Freund. "Allerdings wird sehr kurzfristig gebucht." Aktuell sorgt das für beste Zahlen. Bei Hofer Reisen, einer der wichtigsten Vertriebsschienen von Pauschalreisen der Verkehrsbürotochter Eurotours liegen die aktuellen Buchungszahlen sogar über denen von 2019. Freund: "Da wird gerade viel nachgeholt, wir verkaufen sogar schon wieder Badereisen für den Herbst auf die Malediven, Mauritius, Thailand oder Dubai." 

Das sommerliche Hoch bringt zudem Hunderten Mitarbeitern der Verkehrsbüro-Group auch das Ende der mehr als ein Jahr langen Kurzarbeit. Mit dem ersten Juli sind 220 Eurotours-Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt worden. Bei den Ruefa-Reisebüros sind es etwa 400 Mitarbeiter, die in den Normalbetrieb zurückgekehrt sind. Die neue Kurzarbeit wurde nur noch für rund 65 Mitarbeiter beantragt.