Alles neu macht der Mai. Häufig, vielleicht zu häufig, verwendet, haucht Google dem altgedienten Spruch dieser Tage frisches Leben ein. Federführend dafür verantwortlich: Googles wichtigste Entwicklerkonferenz I/O, die jüngst per Stream um die Welt ging.

Präsentiert wurden unter anderem die Details zum neuen Betriebssystem Android 12. Dort setzt Google einen Schwerpunkt auf das, zunehmend nachgefragte, Thema Datenschutz. Ein "Privacy Dashboard" zeigt etwa, welche App wann welche Abfragen durchführte. Gleichzeitig wird in der Google-Suche ermöglicht, mit nur einem Klick, oder Fingertipp, die letzten 15 Minuten der Suchhistorie löschen. Sukzessive versucht Google außerdem, sich von manuellen Passwörtern zu lösen. Diese macht der Konzern weiter als größte Sicherheits-Schwachstelle aus – erst einmal wird auf dieser Reise der Passwort-Manager weiterentwickelt, der künftig auch die Losungswörter anderer Passwort-Manager importierten kann.  

Nicht zuletzt startet Google ein Comeback seines für smarte Uhren erdachten Betriebssystems Wear OS und bringt dieses zurück auf die neueste Generation der Samsung-Uhren.

Videochatsystem als Zukunftsvision

Besonders tief blicken lässt indes "Project Starline". Das futuristische Videochatsystem, bedacht mit zahlreichen Kameras und Tiefensensoren, baut virtuelle Gesprächspartner als 3D-Modell nach und ermöglicht so gewissermaßen einen "plastischen Videoanruf". Und Nähe, so wieder einmal eine "neue Normalität" plötzlich ins Leben platzt.

Noch kommt die Technologie erst in ein paar Google-Büros zum Einsatz, auch weil es dafür speziell angefertigte Hardware, "Lichtfelddisplay-System" nennt es Google, braucht. Headsets oder Brillen sollen jedenfalls obsolet sein.    

Auch bei Hardware, die Google bereits auf die Märkte bringt, tut sich einiges. Seit Mai wird in Österreich etwa die zweite Auflage von Googles Nest Hub vertrieben. Im Test der Kleinen Zeitung weiß der smarte Lautsprecher, der leider noch immer nicht kabellos verfügbar ist, durchwegs zu überzeugen. Der Sound des integrierten Lautsprechers ist voll – Google wirbt mit "50 Prozent mehr Bass" im Vergleich mit der ersten Generation – und füllt auch mittelgroße Wohnzimmer verhältnismäßig gut aus.

Der Touch-Bildschirm, ein integrierter Umgebungslichtsensor sorgt stets und zuverlässig für adäquate Helligkeit, zeigt auf 1024 x 600 Pixel je nach Wunsch und Bedarf Netflix-Videos oder die zugehörigen Alben-Cover der gerade im Streaming-Radio laufenden Songs.

Der Nest-Hub-Lautsprecher sorgt für vollen Sound
Der Nest-Hub-Lautsprecher sorgt für vollen Sound © Zottler

Noch Luft nach oben gibt es bei Anwendungen für die, prinzipiell und dank Radar-Technologie gut funktionierende, Gestensteuerung. Die Audio-Befehle funktionieren dafür umso besser und vielseitiger, die gerne und ausführlich kritisierte automatische Speicherung der Audio-Files hat Google mittlerweile übrigens deaktiviert.

Sensoren für die Schlafaufzeichnung

Per hauseigenem Soli-Chip verspricht Google zudem eine neue Form der Schlafaufzeichnung. Beginn und Ende der Ruhezeit erkennt das mit zahlreichen Sensoren ausgestattete Gerät automatisch, aufgezeichnet und ausgewertet werden, optional, auch Schnarch- oder anderweitige Atemgeräusche. 

In Österreich verkauft Google den 558 Gramm schweren Nest Hub zu einem Preis von 99,99 Euro, die Kunststoffteile des Geräts bestehen zu 54 Prozent aus recycelten Materialien. Freilich: Ein wahrlich bedeutsamer Schritt, der auf dem Weg zu einem wirklich umweltfreundlichen Elektronikprodukt dennoch nur ein Zwischenschritt sein kann.

Google setzt beim Nest Hub auf Schlafanalyse
Google setzt beim Nest Hub auf Schlafanalyse © Google