Ab 4. November 2020 haben sich die Hoteltüren nur für Geschäftsreisende und Kurgäste geöffnet. Nach mehr als einem halben Jahr coronabedingter Zwangspause dürfen jetzt wieder "normale Urlauber" beherbergt werden. Uwe Sommersguter, Leiter des Wirtschaftsressorts der Kleinen Zeitung in Kärnten, hat im Livestream mit vier Branchenexperten über Hoffnungen, Probleme, Märkte, die Testfrage und die Wichtigkeit der Saisonverlängerung gesprochen.

Ein wesentlicher Knackpunkt vor allem in den kommenden Wochen werden die schnellen und unbürokratischen Testmöglichkeiten für Gäste auch aus dem Ausland sein. "Da gibt es noch eindeutig zu wenig Angebot", sagt Barbara Ertl vom Seecamping Berghof am Ossiacher See. Weil die Stadt Villach keine für Gäste gut erreichbare Testmöglichkeit geschaffen habe, die außerdem auch am Pfingstsonntag und -montag offen hätte, "haben wir selbst eine Teststraße eingerichtet", sagt Ertl. Camping sei auch aufgrund der Tatsache, dass es eine Individualform des Reisens sei, bei welcher man mit den eigenen Sachen unterwegs sei, beliebt. Vor allem in den Sommermonaten seien die Campingplätze daher sehr gut gebucht.

Josef Petritsch, Obmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Kärnten, erklärt, dass "gerade daran gearbeitet wird, die Testpunkte in Kärnten dahingehend auszuweiten, dass alle touristischen Gebiete damit versorgt werden". Auch er sieht es als "wichtig an, dass dem Gast die Möglichkeit geboten wird, sich schnell und unbürokratisch testen zu lassen - auch vor der Abreise". Je mehr Unterstützung hier geboten werde, desto leichter könne man Urlauber zur Buchung animieren, ist Petritsch überzeugt. Denn in Österreich muss anders als beispielsweise in Italien, wo es ausreicht an der Grenze einen Test vorzuweisen, ein Antigentest alle 48 Stunden wiederholt werden, ein PCR-Test verliert auch für den Gast nach 72 Stunden die Gültigkeit.

"Zwei Monate Saison reichen nicht"

Generell, sagt Otmar Michaeler, Chef der Falkensteiner-Gruppe, die in sieben Ländern 30 Hotels betreibt, davon fünf in Kärnten, werden uns die 3 g (genesen, geimpft, getestet) durch den Sommer begleiten. Nach dem mehr als guten Sommer 2020 sei die Erwartungshaltung, dass auch dieser Sommer für den Tourismus in Kärnten ein guter wird, nachvollziehbar. Die Buchungen vor allem für Juli und August würden sich gut entwickeln, auch für den Wörthersee. "Eine Schwalbe macht aber noch keinen Sommer", relativiert Michaeler. Für einen Hotelbetrieb sei eine Saison über zwei Monate nicht ausreichend, man brauche je nach Destination schon sechs bis zehn Monate.

Saisonverlängerung und Aufbau von Märkten

Weshalb die Saisonverlängerung für Kärntner Hoteliers ein wichtiges Thema ist, betont auch Petritsch. Und nicht nur das. "Es ist schön, dass österreichische Gäste nach Kärnten kommen. Aber wir brauchen auch wieder verstärkt den deutschen, holländischen und belgischen Gast", sagt Michaeler. Märkte, die in den vergangenen Jahren seiner Meinung nach vernachlässigt wurden. Und dadurch, dass der Reisemarkt in Europa schon 2021 scheinbar stärker aufgehen wird, als gedacht, gibt es mehr Mitbewerb.

Manuela Tiefenbacher von den Naturel-Hoteldörfern am Faaker See glaubt angesprochen auf Events wie das Harley-Treffen, dass diese in den kommenden Jahren generell eher an Bedeutung verlieren werden, und der Trend mehr hin zum Individualurlaub gehen wird. Einig sind sich die vier Experten dabei, dass es auch in Österreich für den Tourismus schon Mitte bis Ende Juni zu Erleichterungen kommen wird, auch weil die Zahl der Geimpften steigt und damit bald nicht mehr so viel getestet werden muss.