Im Volkswagen-Konzern bricht eine neue Ära an. Mit Daniela Cavallo wurde nun erstmals eine Frau an die Spitze des Betriebsrates gewählt. Der Paradigmenwechsel wird möglich, weil Deutschlands bisher mächtigster Arbeitnehmervertreter Bernd Osterloh die Fronten wechselt. 16 Jahre lang zeigte er als Betriebsratschef den VW-Konzernchefs in Wolfsburg die Stirn. Nun wird er Vorstand bei der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton, die gerade das MAN-Werk in Steyr liquidieren will, sollte es nicht noch von Siegfried Wolf übernommen werden. Statt Osterloh (64) wird nun seine bisherige Stellvertreterin Cavallo Vorsitzende des Konzern- und Gesamtbetriebsrates und damit die starke Stimme für 300.000 VW-Beschäftige in Deutschland und insgesamt 660.000 weltweit.

Osterloh wechselt Front
Osterloh wechselt Front © VW

An Durchsetzungskraft sollte es der 46-Jährigen gegenüber Konzernchef Herbert Deiss nicht mangeln. Ihr Aufstieg in den inneren Machtzirkel des VW-Aufsichstrates ist programmiert. Gewerkschaftsschef Jörg Hofmann charakterisiert sie als „kluge, kompetente und engagierte Gewerkschafterin“, tief verankert in der IG Metall wie auch in den VW-Konzernstrukturen.

Daniela Cavallos Lebensweg ist zugleich eine Familiengeschichte wie aus dem Bilderbuch. Ihr Vater war als Gastarbeiter aus Italien zu VW nach Wolfsburg gekommen. Beim verlässlichen Arbeitgeber VW absolvierte die Tochter nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung. Bald engagierte sie sich in der Jugend- und Lehrlingsvertretung, als streitbare Betriebsrätin in der VW-Tochter Auto 5000 stemmte sie sich gegen Löhne unter Tarif. Ab 2010 war die zweifache Mutter im Personalbereich und der Organisationsentwicklung tätig, im Betriebsausschuss leitete Cavallo einen Bereich mit 7000 Angestellten. Seit zwei Jahren Vizebetriebsratschefin, verhandelte sie maßgeblich den Umbau von VW-Standorten zu E-Mobilität mit. 2022 will sie erneut zur Betriebsratswahl antreten, sowie zur Wahl in den VW-Aufsichtsrat, den Auto-Olymp.