"Jetzt reißt sich Billa auch noch den Ab-Hof-Verkauf unter den Nagel und nimmt ihn den Bauern weg. Können die Konzerne nie genug kriegen? Man sollte diese Selbstbedienungsläden den Direktvermarktern überlassen", schreiben entrüstete Leser zum Bericht über die Eröffnung der neuen Billa-Regional-Boxen in Oberkärnten.

Und auch die Landwirtschaftskammer Kärnten als Vertretung der Direktvermarkter sieht die "Entwicklung von Regionalboxen oder anderen von Handelskonzernen betriebenen Kleinstläden absolut kritisch", heißt es auf Nachfrage. Der Konzern entscheide über das Sortiment und man sehe "die Gefahr, dassdiese Machtposition dazu verwendet werden könnte, von den Lieferanten Niedrigpreise abzuverlangen, sie gegeneinander auszuspielen oder das Sortiment nach der Etablierung der Standorte zu Ungunsten der bäuerlichen Betriebe zu verändern". 

Elf Quadratmeter sind die Regional-Boxen groß
Elf Quadratmeter sind die Regional-Boxen groß © (c) assam | assam

Bürgermeister verteidigen Konzept

Anders sehen es Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, welche die Projekte von Billa genehmigt haben. "Diese Regional-Boxen nehmen den Bauern das Geschäft nicht weg. Im Gegenteil, es gibt eine Kooperation mit den heimischen Bauern", sagt Kurt Schober, Bürgermeister der Gemeinde Flattach die ebenso wie Baldramsdorf, Dellach und Mörtschach seit 1. April eine solche elf Quadratmeter große Billa-Regional-Box hat. Speck, Würste, Eier und vieles mehr würden von den Direktvermarktern aus der Region kommen.

Friedrich Paulitsch, Bürgermeister von Baldramsdorf, verteidigt das neue Konzept des Lebensmittelriesen ebenfalls: "Wir haben seit 20 Jahren keinen Nahversorger mehr in der Gemeinde und wollten diese Box, um wieder einen solchen zu haben." Vorab sei auch mit allen Erzeugern von bäuerlichen Produkten in der Gemeinde gesprochen worden. Einige würden an die Billa-Regional-Box liefern, andere wiederum hätten ohnehin ihr eigenes Klientel und würden auch auf Märkte fahren.

Laut Billa gibt es in den Boxen mehr als 200 Artikel, darunter Erzeugnisse von lokalen Produzenten aus der Nachbarschaft, Frischwaren wie Brot und Gebäck, Obst, Gemüse und Molkereiprodukte sowie Honig, Nudeln, Tees aber auch Produkte des täglichen Bedarfs, darunter Hygiene- und Reinigungsmittel, Taschentücher, Toilettenpapier oder Müllsäcke. Kärnten ist vorerst eine Testregion für Billa. Wenn das Konzept funktioniert, ist aber an eine Ausweitung gedacht.

"Vorrang für regionale Bauern"

"Rechtlich gibt es keine Handhabe gegenüber der Entstehung solcher Konzern-Kleinstläden", heißt es von der Landwirtschaftskammer. Die Verantwortlichen in der Gemeinde würden aber dringend aufgefordert, geplanten Selbstbedienungs-Hütten der regionalen Bauern den Vorzug zu geben. Und der Appell an die Konsumenten: "Auf die Herkunft der Produkte achten und den Hofläden die Treue zu halten." Viele Betriebe hätten außerdem investiert, um sich mit der Direktvermarktung ein zusätzliches Standbein zu schaffen.