Die Landwirtschaft in der EU soll im Rahmen des Green Deals in den kommenden Jahren umweltfreundlicher werden. Ziel ist ein Bio-Flächenanteil von 25 Prozent bis 2030, derzeit liegt er aber nur bei 8,5 Prozent. Um dies zu erreichen, stellte die EU-Kommission am Donnerstag einen Bio-Aktionsplan vor. "Das ist eine sehr große Herausforderung", sagte EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski bei einer Pressekonferenz in Brüssel.
Als größte Herausforderung sieht der EU-Landwirtschaftskommissar den stark unterschiedlichen Bio-Flächenanteil in den einzelnen EU-Staaten. Österreich ist Spitzenreiter mit einem Anteil von 26 Prozent, gefolgt von Schweden und Estland mit 20 Prozent und Italien sowie Lettland mit 15 Prozent. Weniger als drei Prozent Bio-Fläche in der gesamten Landwirtschaft gibt es in Bulgarien, Rumänien, Niederlande, Irland und Polen.
Mehr Bio in Kantinen und Schulen
Mit ihrer Bio-Strategie will die EU-Kommission die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln und die Produktion ankurbeln, unter anderem mit Informationskampagnen, der Forcierung von Bio-Essen in Kantinen und Schulen und der Förderung von Bio-Tourismus. Außerdem soll die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln durch die Entwicklung einer Datenbank verbessert und ein EU-Bio-Tag eingeführt werden.
Außerdem sollen konventionelle Bauern mit mehr Förderungen zur Umstellung auf Bio-Landwirtschaft motiviert werden. Bei der aktuellen Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) sind sogenannte Öko-Regelungen (Eco-Schemes) geplant, von denen Bio-Landwirte profitieren sollen.
Die einzelnen EU-Staaten müssen nun eigene Strategien für den Ausbau ihrer Öko-Landwirtschaft erarbeiten, in Österreich soll dies in den kommenden Monaten geschehen. "Es geht um die Frage, wie stärken wir die Verarbeitung in Österreich", sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) kürzlich bei einem Pressegespräch. "Hier spielt auch der Lebensmitteleinzelhandel eine große Rolle. Wir schauen uns an, wie wir in diesem Bereich die Wertschöpfung in Österreich stärken können", so Köstinger. Die EU-Kommission will die Mitgliedsstaaten zu mehr biologischen Engagement motivieren, der Aktionsplan ist aber nicht rechtsverbindlich.
"Die Nachfrage wird im Bio-Aktionsplan mitgedach"
EU-Agrarkommissar Wojciechowski erwartet, dass bei einem massiven Ausbau der Bio-Landwirtschaft in der EU die Preise sinken werden. Damit würden Produkte aus biologischer Produktion für mehr Menschen leistbar. Wojciechowski appellierte auch an kleine und mittelgroße Bauern auf Bio umzustellen, weil sie in der konventionellen Landwirtschaft aus Wettbewerbsgründen nur schwer überleben könnten.
Im Bio-Landbau verzichten die Landwirte unter anderem auf leichtlösliche mineralische Düngemittel und auf chemisch-synthetische Spritzmittel. Außerdem muss es eine vielseitige Fruchtfolgen im Ackerbau und eine artgerechte Tierhaltung mit Auslauf und Weidemöglichkeiten geben.
Die Agrarsprecherin der ÖVP im Europaparlament, Simone Schmiedtbauer, begrüßt die neue Biostrategie der EU-Kommission. "Die Nachfrage wird im Bio-Aktionsplan mitgedacht. Eine Kehrtwende zur Farm-to-Fork-Strategie, die quasi sagt: 'mehr Bio-Produktion und alles ist gut'", so Schmiedtbauer in einer Aussendung.
Auch der Bauernverband Bio Austria sieht das Vorhaben der EU-Kommission positiv. "Mit dem nun vorliegenden Bio-Aktionsprogramm hat die Kommission ein umfassendes Paket zur Stärkung von Bio vorgelegt, dass sowohl Anreize zur Produktions- als auch zur Absatzsteigerung von Bio-Lebensmitteln enthält", sagte Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 bewertet den Aktionsplan ebenfalls positiv und ortet "eine gute Basis für mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelwirtschaft und einen wichtigen Impuls für den Erhalt und die Stärkung der Biodiversität in Europa".