Fassbier, das nicht bis zum Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums getrunken wird, geht zurück an die Brauereien – zur Entsorgung. In Großbritannien müssen wegen des Corona-Lockdowns fast 50 Millionen Liter Bier vernichtet werden. 70 Millionen Pints wurden während des ersten Lockdowns im Frühjahr weggeschüttet – „herzzerreißend“, findet die britische „Beer and Pub Association“.

Auch in Österreich fließt rund ein Drittel des Bieres in die Gastronomie – normalerweise. Und so leiden Bierbrauer und Wirte mit, je näher das Verfalldatum rückt. Schon seit Anfang November sind die Zapfhähne trockengelegt. Brauereien lieferten aber vielfach schon im Herbst an Hotels und Hütten in Skigebieten teilweise genügend Bier für die – erhoffte – Wintersaison.

„Zwar sind die Rücknahmemengen nicht so dramatisch wie in Tirol oder Vorarlberg“, weiß Villacher Bier-Geschäftsführer Thomas Santler, „aber jeder Liter Bier, der weggeworfen wird, tut weh.“ Santler geht von einigen hundert Fässern aus, die zurückgenommen und entsorgt werden müssen. Wie viele es tatsächlich sein werden, hänge davon ab, ob Gastronomie und Hotellerie noch im März öffnen werden dürfen und danach unmittelbar in die Sommersaison starten – oder nicht.

Bestellungen aus Italien

Halb Österreich inklusive Tirol beliefert die Privatbrauerei Hirt, viele Skihütten wurden im Oktober oder November mit Vorräten versorgt. „Alle hofften, offenhalten zu dürfen“, so Geschäftsführer Klaus Möller. „Frühestens Mitte März werden wir wissen, wie viel Ware wir zurücknehmen müssen.

Einen zarten Lichtblick gibt es aber: Villacher und Hirter beliefern seit Kurzem wieder die Gastronomie mit frischem Gerstensaft. Allerdings nur in Italien und das auf niedrigem Niveau, denn in Venetien und Friaul darf die Gastronomie wieder bis 18 Uhr offenhalten.

Nicht nur Bier

Anfragen aus Italien gibt es auch schon bei Murauer, bestätigt Geschäftsführer Josef Rieberer. Die Fassproduktion steht aber komplett. Heimische Murauer-Kunden waren beim Bestellen vorsichtig: Rieberer rechnet damit, dass diese im Schnitt nur einen Wochenbedarf eingelagert haben. Diese Fässer sollten bis Ende April haltbar sein. „Wir gehen von einer sanften Öffnung der Gastronomie im April aus“, sagt der Brauerei-Chef. Von Murauer dürfte daher nur wenig im Abfluss landen.

Das Problem sei allerdings nicht auf Bier beschränkt, erklärt der steirische Gastro-Obmann Klaus Friedl. „Auch Fruchtsäfte, Kaffeesahne, Frittierfett oder Semmelbrösel halten nicht ewig.“ Er selbst hat Produkte an die Freiwillige Feuerwehr oder Vereine abgegeben. Weiterer Wermutstropfen: Im Fixkostenzuschuss 2 gibt es für Waren nur 50 Prozent Kostenersatz.

Ähnlich Kärntner Gastro-Obmann Stefan Sternad: „In den Lagern drohen Totalausfälle.“ Nach einem guten halben Jahr wird etwa für Fleisch das Tiefkühlen zu einem Problem. Dabei gehe es um hohe Kosten: „Selbst in unserem kleinen Lager liegen 10.000 Euro.“