"Wir wollen und werden weitermachen", erklärt Karl Sajovitz, Chef des traditionsreichen Fleischereibetriebes mit Standorten in Wolfsberg und Völkermarkt. Doch vorerst musste er den Weg zum Konkursrichter antreten. Die Schuldenlast von 1,44 Millionen Euro war nicht mehr tragbar, 120 Gläubiger und 50 Dienstnehmer – davon 80 Prozent Frauen und acht Lehrlinge – sind von der Insolvenz betroffen.

Selbst die breite Aufstellung des Fleischers half nicht mehr: Zwei Geschäfte, der En-Gros-Bereich – etwa für die Gastronomie –, das Cateringservice sowie Verpflegungsautomaten reichten als Standbeine nicht, um Ausfälle zu kompensieren. Das Catering, das für 20 renditestarke Prozent des Umsatzes sorgte, wurde Lockdown-bedingt "auf null gefahren". Einbußen gab es auch in anderen Sparten. "Wir sind in den Grundfesten erschüttert, die Mischung ist letal", sagt Sajovitz. "Es geht vielen in der Branche so." Ein Sanierungsplan, besseres Kalkulieren und ertragreicheres Wirtschaften sollen den Neustart Sajovitz GmbH ermöglichen.

"Wenn einer extrem auf Gastronomie und Catering gesetzt hat, erwischt es ihn schwer, andere spüren weniger", so Raimund Plautz, Innungsmeister der Kärntner Fleischer. "Man kann die Betriebe in dieser inhomogenen Branche nicht über einen Kamm scheren." Auch Plautz’ Betrieb in Klagenfurt leidet unter Corona, der Cateringumsatz von 200.000 Euro ist weggebrochen. Dennoch gehe er bei den Ausgleichszahlungen, so wie viele Zulieferer, leer aus. "Corona verstärkt die Probleme der Branche."

Dabei gebe es auch erfreuliche Signale: Die Nachfrage nach regionalen Waren steige, Fachbetriebe stünden jetzt hoch im Kurs. Das "Detailgeschäft läuft nicht schlecht, wenn die Gastronomie zuhat, müssen die Leute zwangsläufig kochen", sagt Plautz. Auch Onlineshops zeigten Wirkung. Und Kärnten sei "eines der wenigen Bundesländer, die sich mit Fleisch- und Wurstwaren autonom ernähren können", was an starken Branchengrößen wie Marcher und Wech liege.

Aber auch die Großen der Branche sind vor allem vom Lockdown in Gastronomie und Hotellerie stark betroffen. "Für uns ist damit ein ganzes Standbein weggebrochen. Und mit den nur leicht steigenden Absätzen im Handel kann das nicht kompensiert werden", sagt Rudolf Frierss, Chef des Villacher Schinken- und Wurstspezialisten Frierss. Wie auch Plautz kritisiert Frierss, dass es für Zulieferbetriebe bisher keinen Umsatzersatz gegeben habe. Positiv sei aber, dass die Konsumenten im Handel zunehmend zu regionalen Produkten greifen würden, und hier ein neues Bewusstsein entstanden sei.

Der Fleischverarbeiter Norbert Marcher, dessen Betrieb ebenfalls in Villach angesiedelt ist, sieht die Betroffenheit für die Branche und auch für seinen Betrieb zweigeteilt: "Solche, die überwiegend den Lebensmittelhandel beliefern, sind kaum betroffen, andere, die überwiegend die Gastronomie und den Gastronomiegroßhandel beliefern, entsprechend stärker." Ähnlich verhalte es sich auch in seiner Unternehmensgruppe zwischen den unterschiedlichen Geschäftsfeldern.