Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer lobt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung den von der Bundesregierung heute angekündigten Umsatzersatz für die vom Lockdown unmittelbar betroffene Branchen wie Gastronomie, Beherbergung, Veranstalter und Freizeitwirtschaft als "schnelle erste Hilfe, die nur fair und gerecht ist." Es sei positiv, dass Finanzminister Gernot Blümel auch "denen, die Zulieferer sind, und anderen indirekt betroffenen Branchen wie Händlern eine schnelle Hilfe in Aussicht" gestellt habe.

"Keineswegs zu großzügig"

Mahrer wehrt sich gegen die Darstellung, dass der Umsatzersatz zu großzügig sein: "Das sehe ich gar nicht. Bis auf wenige Bereiche, die Covid-bedingt boomen, kenne ich keine Gewinner." Zudem würden ja staatlich garantierte Kredite und Covid-Hilfen der Bundesländer gegengerechnet, das drücke die Fördersumme meist deutlich unter 80 Prozent.

"Auf alle Szenarien vorbereiten"

Für die restliche Wintersaison müsse sich die Tourismuswirtschaft "auf alle Szenarien vorbereiten". Den Winter solle man keinesfalls abschreiben: "Die Menschen werden eine große Sehnsucht haben hinauszugehen." Abhängig von der Corona-Situation sei im Tourismus "maximale Flexibilität" gefragt.

"Großkampfgebiet Stundungen"

Ein "Großkampfgebiet" sieht Mahrer in den coronabedingten Stundungen durch die öffentliche Hand und Sozialversicherungen. Diese reichten in den Jänner und müssten in einem ersten Schritt zumindest um ein halbes oder dreiviertel Jahr verlängert werden, um die Liquidität der Unternehmen nicht zu gefährden. "Sonst drehe ich den Unternehmen die Luft ab. So blöd werden wir nicht sein." Anschließend müsse der Zeitraum für die Rückzahlung deutlich verlängert werden, indem die gestundeten Zahlungsverpflichtungen umgeschuldet werden. "Die Rückzahlung soll über fünf, zehn oder 15 Jahre gestreckt werden", so Mahrer.

"Wir drohen Anschluss zu verpassen"

Der WKÖ-Präsident plädiert dafür, neben dem akuten Krisenmanagement "dem strategischen Ausrichten des Standortes danach" nicht aus den Augen zu verlieren. Asien investiere "auf Teufel kommt raus" in Digitalisierung, Forschung, neue Geschäftsmodelle – "wir müssen dasselbe tun, um den Anschluss nicht zu verpassen." Asien habe die Covid-Krise besser im Griff als Europa und nutze die Zeit, um sich "tiptop aufzustellen", während "wir Gefahr laufen, wirtschaftlich abzusacken", sagt Mahrer. Man müsse sich im Krisenmanagement mehr trauen: "Man hätte superentschlossen alle digitalen Möglichkeiten, die es gibt, nutzen müssen" Dass Europa keine einheitliche Anti-Corona-App habe, "grenzt an einen Skandal".