Die oberösterreichische Stadt Steyr zeigt sich kämpferisch. Steyr und weitere 23 Gemeinden der Region Steyr-Kirchdorf und im angrenzenden Niederösterreich, in der 110.000 Menschen leben, richten einen gemeinsamen Appell an den MAN-Vorstand und den VW-Aufsichtsrat, die geplante Schließung des Steyrer Lkw-Werkes 2023 abzusagen. Kommenden Dienstag hat sich Andreas Tostmann, Vorstandschef von MAN, in der Produktion angekündigt. Auch wenn das ein betriebsinterner Termin sei, wie der Steyrer Bürgermeister Gerald Hackl (SP) der Kleinen Zeitung sagt, „nützen wir mit diesem Appell die Chance, zu sagen, was auf dem Spiel steht“.

"Mindestens 6000 Arbeitsplätze gefährdet"

Der Stellenwert des Werks gehe weit über die 2300 Arbeitsplätze am Standort hinaus. „Mit den zahlreichen Zulieferbetrieben und der Bedeutung als Arbeitgeber für viele andere Unternehmen wären bei einer Standortschließung mindestens 6000 Arbeitsplätze direkt betroffen oder akut gefährdet und tausende Familien in ihrer Existenz bedroht“, schreiben die Bürgermeister an die Konzernlenker. „Ich bin sicher, dass ihnen die Auswirkungen ohnehin bewusst sind“, sagt Hackl und betont zugleich seinen Optimismus. „Ich halte die Chance, dass diese Schließung abgewendet und eine Produktion, in welcher Form auch immer, aufrecht erhalten werden kann, für realistisch.“ In Steyr habe MAN „immer schwarze Zahlen geschrieben“. Vor eineinhalb Jahren sei am Standort außerdem eine Lackiererei für Kunststoffteile um 60 Millionen Euro in Betrieb gegangen – „umso mehr überraschen mich die Schließungsabsichten“. Die Produktion soll, wie berichtet, nach Polen verlegt werden. Davon werden auch steirische Zulieferbetriebe betroffen sein.

„Jede denk- und machbare Unterstützung“ für den Erhalt des MAN-Werkes sagte Hackl vor zehn Tagen zu, gestern wurde er konkret und sprach von Subventionen durch die Stadt. „Es muss natürlich im Rechtsrahmen der EU bleiben. Als sich vor 40 Jahren BMW ansiedelte, sind die Schilling-Millionen der Stadt geflossen. In diesem Ausmaß ist das nicht mehr erlaubt, aber in kleineren Dimensionen können wir einen Beitrag leisten. Die Stadt hat die letzten Jahre gut gewirtschaftet, aber wir nehmen, wenn nötig, auch Kredite auf.“

Zu standortpolitischen Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen seiner Möglichkeiten“ sei auch das Land Oberösterreich bereit, wie LH Thomas Stelzer (VP) erklärte. Im oberösterreichischen Landtag beantwortete Stelzer gestern die dringliche Anfrage der SPÖ, wie viel Steuergeld seit 2010 an MAN geflossen sei – demnach waren es 67.500 Euro. Im Fall des Flugzeugzulieferers FACC, der 650 Arbeitsplätze abbauen wird, waren es indes 985.000 Euro, berichtet der ORF Oberösterreich.