Die „neue Realität“ bringt auch „neue Regelmäßigkeiten“. Und so will die Regierung ab sofort jeden Dienstag mit aktuellen Zahlen zu Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit aufwarten.

Für den Auftakt sorgten nun die Ministerinnen Christine Aschbacher (Arbeit) und Margarete Schramböck (Wirtschaft). Mit im Gepäck hatten sie erwartete Tristesse, angereichert mit vereinzelten Sonnenstrahlen. Zunächst das wenig Erbauliche: Per 11. Mai waren 549.662 Personen arbeitslos oder in Schulung – um 198.000 Menschen mehr als vor einem Jahr. Zudem meldeten die Betriebe für 1,3 Millionen Mitarbeiter Kurzarbeit an. In Summe sind also mehr als 1,8 Millionen Menschen am österreichischen Arbeitsmarkt direkt von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen. Aber, nun zur blinzelnden Sonne: Vor allem weil der Bau wieder läuft, sinkt die Zahl der Arbeitslosen seit Mitte April.

Um ein weiteres Ansteigen – speziell in den für den Arbeitsmarkt stets heiklen Wintermonaten – einzudämmen, wird heiß über eine Verlängerung der Corona-Kurzarbeit debattiert, die zurzeit von Betrieben maximal sechs Monate in Anspruch genommen werden kann. Von „intensiven Verhandlungen“ wird im Arbeitsministerium berichtet.

Ein Problem dabei: Noch fehlen wirklich valide Daten zum bestehenden Modell, wie IHS-Chef Martin Kocher im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erklärt. Man kenne nur das beantragte Volumen, wisse aber nicht, wie viel in den Betrieben tatsächlich „kurzgearbeitet“ werde. Dennoch geht Kocher davon aus, „dass wir das Instrument der Kurzarbeit noch länger brauchen werden“. Allerdings, ergänzt der Ökonom schnell, wohl „umgestaltet“ und weg von der pauschalen Variante, die für eine „Akutzeit“ entwickelt wurde und zurzeit große Arbeitszeitreduktionen fast flächendeckend ermöglicht.

IHS-Chef Martin Kocher
IHS-Chef Martin Kocher © APA/HERBERT PFARRHOFER

Auch Helmut Mahringer, Arbeitsmarktexperte des Wifo, hält eine adaptierte Variante der Kurzarbeit für realistisch. So sei klar ersichtlich, dass verschiedene Branchen von den Beschränkungen „unterschiedlich stark“ betroffen seien. In der Beherbergung, der Gastronomie oder bei Veranstaltern sei die „Notwendigkeit des Auffangens deutlich größer“ als anderswo. Gleichzeitig deute sich an, dass diese Bereiche „auch nach dem September“ massiv von Einschränkungen betroffen seien. Freilich, sagt Mahringer, werde es in der Praxis schwierig, zwischen den Branchen eine „scharfe Grenze zu ziehen“.

Dem pflichtet IHS-Chef Kocher bei. Aber: Ähnlich wie beim Hilfsfonds könnte man die künftige Kurzarbeit, so Kocher, ja „am Umsatzverlust“ festmachen.