Drei Seiten umfasst der Erlass des Gesundheitsministeriums vom 31. März. Er zeigt im Detail, wie der tägliche Einkauf auf den Kopf gestellt wurde:Kassierinnen hinter Plexiglas, Bodenmarkierungen zum Abstandhalten, Desinfektionsmittel überall, Handschuhe für Mitarbeiterinnen, Mund-Nasen-Schutz für alle.

Ab Montag müssen die Leitlinien und Hygieneregeln in Supermärkten und Drogerien ab 400 Quadratmeter Fläche umgesetzt werden. Neu ist dann auch, dass sich nur noch eine bestimmte Zahl von Kunden in den Märkten aufhalten darf, damit der Sicherheitsabstand von einem Meter gewährleistet ist. Die Umsetzung dieser Maßnahme bereitet manchen Händlern freilich fast so viel Kopfzerbrechen wie die Beschaffung der Millionen von Masken.

Intensive Karwoche

„Die Beschränkung stellt uns in der Woche vor Ostern, in der erfahrungsgemäß sehr viel eingekauft wird, vor große Herausforderungen“, erklärt Paul Pöttschacher von Rewe Österreich (Billa, Merkur, Penny, Adeg, Bipa). „Wir arbeiten intensiv an einer praktikablen Lösung im Sinne unserer Kunden“, an die Rewe appelliert, die Einkäufe in der Karwoche „sorgsam zu planen“ und idealerweise als Einzelperson zu erledigen (wenngleich es weiterhin möglich ist, die Kinder mitzunehmen).

Der Mitbewerber Spar macht darauf aufmerksam, dass diese Regel „nicht sehr spezifiziert ist. Daher setzen wir einerseits auf die Sichtkontrolle durch die Marktleiter. Und wir weisen mittels Plakat darauf hin, dass man einen Einkaufswagen nehmen soll, denn dies garantiert den entsprechenden Abstand“, erklärt Sprecherin Nicole Berkmann. Die Maßgabe, Einkaufswagen zu benutzen, ist im Erlass ebenfalls festgehalten.

Eintritt nur mit Einkaufswagen

Die Einkaufswagen macht sich auch der Diskonter Hofer in der Umsetzung dieser Regel zunutze. „Ab Montag dürfen unsere Filialen nur noch mit einem Einkaufswagen betreten werden“, erklärt das Unternehmen. Je nach Größe der Filiale werde ein abgezähltes Kontingent von Wagen zur Verfügung stehen, das ist zugleich die „zulässige Maximalzahl“ von Kunden im jeweiligen Markt. Sei gerade kein Wagen da, müsse man warten, bis andere Kunden den Markt verlassen haben. Mitarbeiter würden das überwachen, wobei Hofer nicht ausschließt, an stark frequentierten Standorten externes Personal hinzuzuziehen.

Spar-Sprecherin Nicole Berkmann mit Maske
Spar-Sprecherin Nicole Berkmann mit Maske © APA/BARBARA GINDL

„Ich habe keinen Sicherheitsdienst“, sagt Peter Buchmüller. Der Spartenchef des Handels in der Wirtschaftskammer ist mit zwei Lebensmittelmärkten in Hof bei Salzburg und Großgmain mitten im Geschehen. „Bis auf wenige Ausnahmen halten sich die Kunden an die Abstände“, erklärt er. „Ist das nicht gegeben, machen wir die Tür zu, lassen 15 Leute raus und machen wieder auf. Die Regel ist schwammig formuliert. Denn wie viele Kunden in einen Markt dürfen, kann der Unternehmer selbst entscheiden.“

Mitarbeiter werden angepöbelt

Ähnlich wie Hofer nimmt es Lidl mit der Maximalzahl genau. In den Markt dürfe man ab Montag nur mit Einkaufswagen, deren Verfügbarkeit je nach Größe der Filiale berechnet werde. Andere Wagen, die über die definierte Zahl hinausgehen, würden abgesperrt. Und auch Alessandro Wolf, Vorsitzender der Lidl-Geschäftsleitung, bittet die Kunden, wenn möglich, nur einzeln einkaufen zu gehen. „Aber natürlich gibt es Ausnahmen, etwa alleinerziehende Mütter oder Väter mit Kleinkindern.“ Wichtig ist Wolf auch sein persönlicher Appell, freundlich zu den Mitarbeiterinnen zu sein: „In den letzten Tagen und Wochen wurden sie immer öfter angepöbelt, sogar angefeindet. Das haben sie nicht verdient!“

10 Quadratmeter je Kunde

Die Drogeriekette dm rechnet mit keinen Problemen, was den Sicherheitsabstand angeht. Bei der maximalen Personenanzahl orientiert sich das Unternehmen an den Filialgrößen; pro Kunde sollen zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen. Man werde durch Aushänge im Eingangsbereich informieren. „Bei der aktuell niedrigen Frequenz kann man davon ausgehen, dass wir nur in wenigen Filialen weitere Schritte ergreifen müssen“, meint Sprecher Stefan Ornig.

Die auf dem Land starke Handelskette Unimarkt wirbt indes mit einem „sicheren Einkauf“. Je halbe Stunde seien im Schnitt nur 15 Kunden in einer Filiale. „Jede halbe Stunde überprüfen wir die Frequenz.“

Spartenchef Peter Buchmüller
Spartenchef Peter Buchmüller © APA/HELMUT FOHRINGER