Wie geht es mit den Baustellen der ÖBB weiter? Stimmt es, dass Druck auf Firmen ausgeübt wird, trotz der Krise die Termine einzuhalten?

Die ÖBB-Infrastruktur AG ist bundesweit an sehr vielen Baustellen beteiligt. In der aktuellen Krise stehe die Gesundheit der Menschen im Vordergrund, so das Unternehmen, aber auch das Bemühen, die „kritische Infrastruktur“ instand zu halten. Die Situation erfordere es, jede Baustelle gesondert zu betrachten. Man sei mit allen Auftragnehmern aus KMU und Bauindustrie in Kontakt, um die Lage zu erörtern, und berücksichtige deren Rahmenbedingungen. Dabei gehe es auch um Fristverlängerungen laufender Projekte oder die Aussetzung von Pönalen. „Wir werden keine ausstellen“, antwortet ÖBB-Chef Andreas Matthä erbosten Firmen, die sich unter Druck gesetzt sehen. Fix sei, der Bau am Brennerbasistunnel werde heruntergefahren. Bei Koralm und Semmering sei man in Gesprächen mit den Baufirmen. Eine behördliche Anweisung zur Schließung von Baustellen gibt es in Österreich nicht. Bei Gleisarbeiten sei es wichtig, sie fortzusetzen.

Ändern die ÖBB ihren Fahrplan? Und wie sieht es bei Flixbus aus?

Die ÖBB werden ihre Fahrpläne „ausdünnen“, wie es heißt. Jedoch nicht im Nahverkehr zu den Stoßzeiten, damit Pendler sich nicht drängeln müssten. Ab kommendem Montag jedenfalls gilt ein reduzierter „Sonntagsfahrplan“. Kein Wunder, erlebt die Bahn durch die Coronakrise doch einen 70-prozentigen Einbruch bei den Fahrgastzahlen, dafür nehmen aber die Lebensmitteltransporte auf der Schiene zu. In Deutschland haben zudem die Fernbusanbieter Flixbus und Blablabus bereits ihr Angebot eingestellt. In Österreich werden zumindest Inlandsstrecken – vorerst – weiter bedient.

Gibt es Kurzarbeit, auch wenn der Arbeitgeber nicht bei der Wirtschaftskammer ist?

Ja, das ist möglich. Neben Berufsgruppen, die in Kammern vertreten sind, gibt es die freien Berufe, die im Regelfall in freiwilligen Berufsvertretungen organisiert sind. Wenn diese Vertretung vom Sozialministerium als „kollektivvertragsfähig“ gelistet ist, funktioniert Kurzarbeit wie bei allen anderen Betrieben. Ist das nicht der Fall, wie bei vielen Gesundheitsberufen, muss die Kurzarbeitsregelung mit jedem Mitarbeiter einzeln getroffen werden. Das AMS ist für die Prüfung dieser Vereinbarung zuständig.

Stimmt es, dass man Prämien für Versicherungen stunden kann?

Ja, sollte jemand durch die Coronakrise in Zahlungsprobleme bei einer Versicherung geraten, ist es möglich, Prämienzahlungen bei weiter aufrechtem Vertrag vorübergehend auszusetzen. Außerdem kann ein Vertrag ruhend gestellt oder die Prämie reduziert werden. Je nach Sparte und Anbieter gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. In der Lebensversicherung etwa kann zwischen besonders vielen Varianten gewählt werden: Stundung, Prämienpause, Prämienreduktion oder Prämienfreistellung. Bei einer Stundung kann die Zahlung für einige Monate ausgesetzt werden, der Vertrag läuft bei gleichem Versicherungsschutz weiter, danach werden die offenen Beträge nachgezahlt. So erläutert es etwa die Wiener Städtische.

Haben Großhändler tatsächlich für alle Personen geöffnet?

Großmärkte beliefern üblicherweise Gewerbetreibende, vor allem Lebensmittelhändler und die Gastronomie. Doch die Gaststätten wurden geschlossen und so fallen die Großmärkte um einen wichtigen Teil ihres Geschäfts um. Deshalb haben die Adeg-Großmärkte, AGM und Wedl C+C bereits am Dienstag für alle Kunden geöffnet, ebenso der Kärntner Lebensmittelgroßhändler Legro. Bei Transgourmet wollte man sich rechtlich absichern und hat erst auf die behördliche Genehmigung gewartet, die auch gekommen ist. Ab Donnerstag kann daher auch in den 13 Standorten dieses Großhändlers eingekauft werden.

Stellt die Post eigentlich weiter Geld zu?

Ja, Geldanweisungen und Pensionsauszahlungen bleiben möglich. Allerdings wird die Geldübergabe künftig kontaktlos erfolgen. Die Zusteller übergeben das Geld in einem Kuvert, ohne den Kunden zu berühren oder ihm zu nahe zu kommen. Der Kunde prüft den Betrag und bestätigt den Erhalt mit seiner Unterschrift auf einem Beleg.

Mehr Datenverbrauch, deutlich mehr Telefonate. Wie stabil sind Österreichs Netze?

Tatsächlich legt der Datenverbrauch im Land – vor allem via Mobilfunknetze – rasant zu. Magenta (vormals T-Mobile) spricht von 40 Prozent mehr Internetnutzung und verdoppelter Sprachtelefonie. Gleichzeitig betonen alle Netzbetreiber und auch die Regulierungsbehörde RTR, dass die Netze weiter stabil seien. Sollte wirklich eine Überlastung drohen, darf in dieser Ausnahmesituation sogar die Netzneutralität aufgehoben werden. Was bedeutet, dass Betreiber fortan Dienstklassen, etwa Streamingdienste à la Netflix, in der Priorität nachreihen dürfen. Sprich: Die Dienste würden nur mehr gedrosselt übertragen.