Sie mussten Ihr Boutiquehotel in Wien gestern schließen – wie ist es Ihnen dabei ergangen?
MICHAELA REITTERER: Es war furchtbar, ich habe alle 33 Mitarbeiter nach Hause schicken müssen, wir können leider nicht alle in Kurzarbeit übernehmen. Ich bin jetzt allein im Hotel und zutiefst betroffen: Ich konnte meine Mitarbeiter nicht einmal drücken und umarmen.

Wie geht es Ihren Hotelierskollegen, was hören Sie von diesen?
Es geht allen gleich schlecht. Auch wenn es kein Trost ist, letztendlich ist es doch ein Hinweis darauf, dass nicht du einen Fehler gemacht hast.

Was wird alles nötig sein, damit die Unternehmen erhalten bleiben?
Dass all das, worüber wir jetzt sprechen - wie Stundungen von Krediten und eine Stundung von Beiträgen - auch so kommt. Und man nicht im zweiten Halbjahr alles zurückzahlen muss. Dass Kreditraten tatsächlich ausgesetzt werden bis ans Ende der Laufzeit. Wir wissen ja alle nicht, wie das für uns ausgehen wird. Wir wünschen uns, dass alle Beherbergungsbetriebe gleichbehandelt werden: Wer offenhalten darf und wer nicht.

Warum haben Sie zugesperrt?
Wien ist ja nicht behördlich geschlossen worden. Aber wer soll nach Wien kommen außer jene Menschen, die unter „kritische Infrastruktur“ subsumiert werden?

In wie vielen Wochen können Sie den Betrieb wieder hochfahren?
Wenn Lokale wieder aufsperren, gehen die Leute am nächsten Tag wieder hin. Es wird aber viel länger dauern, bis Menschen wieder reisen. Reisen ist eine zutiefst emotionale Entscheidung. Die Hotellerie wird eine der Branchen sein, wo wir Österreicher uns auch selbst helfen können, wenn Österreicher viel Urlaub in Österreich machen würden.

In der Krise wird deutlich, wie eng verzahnt Liefer- und Logistikketten der Hotellerie sind.
Es geht ja nicht um ein paar Hotels in Österreich, es geht beim zweitwichtigsten Wirtschaftszweig in Österreich um viel mehr. Der Dominoeffekt ist das Fatale an der Situation.