Mit zunehmendem Alter verlieren die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Österreich den Glauben daran, bis zur Pension durchzuhalten. Vor allem Beschäftigte in der Pflege, am Bau und Reinigungskräfte haben Zweifel, ihren Beruf bis 60 bzw. 65 ausüben zu können. Das zeigt eine Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Verantwortlich dafür seien auch die Arbeitgeber. „Viele achten zu wenig auf altersgerechte Arbeitsplätze, missachten damit den unbezahlbaren Erfahrungsschatz älterer Beschäftigter und machen es ihnen unnötig schwer, gesund bis zur Pension durchzuhalten“, erklärt AK-Präsident Johann Kalliauer.

Frauen zweifeln mehr

Rund die Hälfte der Beschäftigten zwischen 36 und 55 Jahren glaubt nicht daran, bis zur Pension durchzuhalten – Frauen noch weniger als Männer. Bei den Beschäftigten über 56 zweifeln „nur“ 44 Prozent, ob sie durchhalten: Sie haben nicht mehr so lange bis zur Pension und können sich daher eher vorstellen, die verbleibende Zeit im Erwerbsleben zu überstehen.

Knapp drei Viertel der Beschäftigten in der Altenpflege und sechs von zehn Pflegekräften in der medizinischen Betreuung halten es für nicht wahrscheinlich, dass sie ihren Job auch noch mit 60 bzw. 65 Jahren ausüben können. Wenig zuversichtlich sind auch knapp zwei Drittel der Reinigungskräfte und der Arbeiter am Bau und im Baunebengewerbe sowie sechs von zehn Fabriksarbeitern.

Belastung "auf Dauer zu hoch"

Ihnen allen sei gemeinsam, dass die Arbeitsbelastungen auf Dauer zu hoch sind: Ältere spüren ähnlichen Zeitdruck und Arbeitsdruck wie Jüngere, kommen seltener in den Genuss einer Gleitzeitregelung, müssen immer noch Schichtarbeit und Nachtdienste leisten. Deutlich benachteiligt seien Ältere bei der beruflichen Weiterbildung: Während ein Drittel der Unter-55-Jährigen in den vergangenen zwölf Monaten zumindest eine Weiterbildungsmaßnahme in Anspruch nehmen konnte, war es bei den 55- bis 64-Jährigen nur ein Fünftel.

All das habe Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit – nämlich schon ab 45 Jahren, so die Arbeiterkammer. Arbeitnehmer ab diesem Alter, die nicht durch Zeitdruck oder ständigen Arbeitsdruck belastet sind, glauben zu rund 55 Prozent, dass sie es bis zur Pension schaffen. Bei jenen, die hingegen Zeit- oder Arbeitsdruck verspüren, sind es um 14 Prozentpunkte weniger. Sieben von zehn Menschen mit einer Gleitzeitvereinbarung glauben, bis 65 arbeiten zu können. Bei Beschäftigten, die Schichtarbeit oder Nachtdienste leisten müssen, sind es hingegen nur vier von zehn.

AK fordert Flexibilität

Die Ergebnisse des Arbeitsklima Index würden zeigen, dass das Konzept vom altersgerechten Arbeiten in Österreich noch nicht sehr weit verbreitet ist. Aber gerade die größer werdende Gruppe der Beschäftigten zwischen 55 und 64 Jahren steht vor der Herausforderung, die eigene Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten, um bis zum Regelpensionsalter im Arbeitsleben durchhalten zu können. „Unternehmen müssen daher verstärkt darauf achten, dass die Arbeitsplätze so gestaltet sind, dass ältere Beschäftigte gesund bis zur Pension durchhalten können“, fordert Kalliauer. „Ältere brauchen flexible Arbeitszeitmodelle, weniger Schicht- und Nachtarbeit, mehr Gestaltungsspielräume, weniger Zeitdruck und weniger körperliche Belastungen.“