Rund sieben Milliarden Euro geben Österreicher jährlich beim Online-Shoppen aus, im Schnitt 1800 Euro pro Person. Mit rechten Dingen geht es dabei allerdings nicht immer zu. Offizielle Zahlen der EU deuten darauf hin, dass Umsatzsteuerbetrug in Europa gang und gäbe ist. Zwischen 30 und 60 Milliarden Euro fehlen den EU-Staaten dadurch jährlich an Steuereinnahmen.

„Die Lage ist ernüchternd“, sagt Hans Georg Kramer, Leiter der Region Süd der Steuer- und Zollkoordination, bei der die Kompetenzen im Bereich Online-Handel gebündelt sind. 56 Fälle hat die Finanz im Vorjahr unter die Lupe genommen, weil sie keine Umsatzsteuer verrechnet hatten. Durchschnittlich wurden 161.000 Euro nachgefordert. „Die Tatsache, dass fast alle Betroffenen den Betrag gezahlt haben, weißt auf ein Geschäftsmodell hin“, sagt der hohe Finanzbeamte. Die betroffenen Online-Händler seien nicht daran interessiert, Umsätze ordnungsgemäß zu melden, sie würden diese vielmehr verschleiern.

Kooperation mit Wirtschaftskamemr

Die intensiven Prüfungen sind eine Folge der Zusammenarbeit zwischen steirischer Wirtschaftskammer und den Finanzbehörden. „Diese Partnerschaft ist in Österreich einzigartig“, sagt WK-Präsident Josef Herk. Neben den Online-Händlern wurden auch 51 Kontrollen im grenzübergreifenden Dienstleistungsverkehr durchgeführt. Über 16 Millionen Euro wurden lukriert. „Die Mehreinnahmen kann man nutzen, um Entlastungen zu finanzieren“, sagt Herk und hofft, dass andere Bundesländer dem Vorbild der Steiermark folgen werden.

Dass beim Onlineversand Handlungsbedarf besteht, zeigt auch dessen rasante Entwicklung. Seit 2011 ist die Zahl der Versandhändler aus dem Ausland von 296 auf 5335 gestiegen. Und das seien nur jene, die offiziell gemeldet sind, sagt Herk. „Es kommt hier zu Marktverzerrungen, die wir nicht akzeptieren wollen.“ Deshalb hat die Kammer eine Whistleblower-Hotline eingerichtet. Wer den Verdacht hat, dass ein Versandhändler keine Umsatzsteuer bezahlt, kann den Fall via Mail an fairer-wettbewerb@wkstmk.at melden.