Ihre Sinnhaftigkeit wurde in Frage gestellt, kaum waren die ersten 1- und 2-Cent-Münzen geprägt. Finnland führte die kleinsten Stückelungen nie ein (sondern gab das Kupfergeld mit Stahlkern nur an Sammler aus), die Niederlande schafften sie bald wieder ab. Immer wieder fand sich die Absicht, das Kleinstgeld aus dem Verkehr zu ziehen, auf EU-Papieren.

Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ ist das auch am heutigen Mittwoch so, wenn die EU-Kommission unter der neuen Präsidentin Ursula von der Leyen ihr Arbeitsprogramm vorstellt. Auf der Liste der Initiativen zur Entbürokratisierung befinde sich ein „Vorschlag für einheitliche Rundungsregeln“mit dem Ziel, 1- und 2-Cent-Münzen abzuschaffen. Die Kommission berufe sich auf Umfragen, wonach sich in keinem Land mehr eine Mehrheit für die Beibehaltung dieser Münzen ausspreche.

Millionen Euro ungenützt

Zudem bereiten sie viel Arbeit – Herstellung, Transport, Zählung – im Verhältnis zum Nutzen. Konsumenten gelten sie als lästig, weshalb die Münzen in Laden, Gurkengläsern oder, behaftet mit allerlei Wünschen, in diversen Brunnen landen. Ende 2017 waren in Österreich laut Nationalbank 1- und 2-Cent-Stücke im Nominalwert von 56,2 Millionen Euro im Umlauf, davon aber geschätzt 20 bis 22 Millionen Euro ungenützt.

Dennoch rührt die Debatte Emotionen an. Der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) fordert, eine allfällige Abschaffung dürfe kein Einstieg in den Bargeldausstieg sein. Der Fraktionschef der Linken, Martin Schirdewan, sagt: „Es muss sichergestellt sein, dass dadurch die Verbraucherpreise nicht steigen.“

Nicht ohne die Konsumenten

In Österreich hätte eine Mehrheit der Handelsunternehmen kein Problem mit dem Ende von 1 und 2 Cent, erklärt Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Handelssparte in der Wirtschaftskammer, ergänzt aber: „Ohne Einvernehmen mit den Konsumentenvertretern werden wir das nicht fordern.“ Aus Sicht des Handels wäre es wichtig, dass der Endbetrag eines Einkaufes kaufmännisch gerundet werde.

Der Handelsverband als freie Interessenvertretung hätte nichts gegen die Pläne der EU-Kommission, wie Geschäftsführer Rainer Will erklärt: "Wir sehen das kolportierte Aus für die 1- und 2-Cent Münzen grundsätzlich positiv, da es sowohl für die Konsumenten als auch für die Händler Vereinfachungen bringen würde. Länder wie Finnland, Irland oder die Niederlande haben das bereits erfolgreich gelöst, und zwar ohne negative Auswirkungen auf die Verbraucherpreise."

Mehrere Länder in der EU seien laut Kommission dazu übergangen, Beträge auf fünf Cent auf- oder abzurunden. Endet eine Rechnung auf 1,2, 6 und 7 Cent, wird abgerundet, bei 3, 4, 8 und 9 Cent aufgerundet. Auch wenn die Zahl der Kartenzahlungen steigt, hat Bargeld – vor allem in Österreich und in Deutschland – einen hohen Stellenwert als Zahlungsmittel.