E-Mobilität und autonomes Fahren stellt die Automobilindustrie vor zahlreiche Herausforderungen. Und so haben die großen Autobauer weltweit Sparprogramme angekündigt. Doch es gibt einen Bereich, in dem nicht gespart wird: Die Digitalisierung. Davon profitieren vor allem jene IT-Unternehmen, die sich auf spezielle Lösungen für diese Industrie spezialisiert haben.

Und so macht der Fokus auf die Mobilitätsbranche die Steiermark auch zu einem beliebten Standort für Software-Entwickler. Kleinere Städte wie Graz hätten durchaus einen Vorteil gegenüber den Metropolen dieser Welt, sagt Wolfgang Mraz, Geschäftsführer von DCCS IT Business Solutions. „Es gibt hier gute Ausbildungsstätten und eine hohe Lebensqualität.“ Außerdem sei der Arbeitsmarkt nicht so leer gesaugt, wie in den Millionenstädten. Die Suche nach Software-Entwicklern sei zwar herausfordernd, aber machbar. 2015 wurde das neue Headquarter für 150 Mitarbeiter in St. Peter gebaut. Das Unternehmen ist allerdings so schnell gewachsen, dass nun aufgestockt wird.

Bis zum Umzug war DCCS bei Daimler in Raaba angesiedelt. Das Unternehmen wurde nämlich als IT-Abteilung von Daimler im Zuge der Mercedes-G-Produktion 1998 gegründet. Seit 2008 ist DCCS eigenständig und bietet maßgeschneiderte Software-Lösungen für Industriebetriebe an. Ein aktuelles Projekt beschäftigt sich beispielsweise mit dem Aufbau der IT-Systeme für von Ladestationen und für Kundenservices rund um E-Autos.

Mammut-Aufgabe Patentverwaltung

Wie breit der Bereich IT für Industrie ist, zeigt Unycom im Süden von Graz. Das Unternehmen bietet eine umfassende Lösung für Intellectual Property (IP)-Management an. Kunden sind Industriegrößen wie Daimler, Siemens und jüngst auch Rolls Royce und Pirelli, welche die Software zum Verwalten ihres Schutzrechtsportfolios nutzen. „Diese Firmen haben mehrere tausend Patente und Marken“, erklärt Unycom-Manager Matthias Wolf-Dietrich. „Da braucht es Software, um den Überblick zu behalten und das Beste für die Unternehmen rauzuholen.“ Rund 90 Personen arbeiten in der Zentrale in Graz. Auch Wolf-Dietrich bestätigt, dass es durchaus herausfordernd sei, Entwickler zu finden – vor allem bei speziellen Anforderungen. Dennoch könne man in Graz die offenen Stellen noch besetzen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt für beide Unternehmen in einer positiven Firmenkultur. „Wir haben einen guten Ruf“, sagt DCCS-Chef Mraz. Es sei wichtig, flexibel auf Wünsche von Mitarbeitern zu reagieren. „Manche Mitarbeiter haben die Arbeitsstunden schon mehrmals im Jahr geändert. Das ist kein Problem.“

Neben Arbeitsklima setzt man bei Unycom auch den Fokus auf Veranstaltungen. „Wir nennen das Open Academy“, sagt Wolf-Dietrich. „Wir holen die Experten zu uns nach Graz. Die Mitarbeiter müssen nur aus dem Büro kommen, um spannende Vorträge zu hören.“