Der steirische Chip- und Sensor-Hersteller ams hat bis zur letzten Minute um die 4,5 Milliarden Euro schwere Übernahme von Osram gekämpft - und verloren. Zusammen mit den eigenen Aktien kommt die ams AG nur auf 51,6 Prozent. Die Übernahmeschwelle liegt jedoch bei 62,5 Prozent. Darunter kann die ams AG die Osram nicht ins eigene Unternehmen eingliedern.

Dennoch ist die ams AG aufgrund von Käufen vor Ablauf des ams-Angebots derzeit der größte Aktionär von Osram mit einer direkten Beteiligung von 19,99 Prozent. Den Rest der 51,6 Prozent muss das Unternehmen nun an die ursprünglichen Aktionäre zurückgeben. 

ams hält allerdings an den Plänen fest. Mit der Unterstützung der ams-Aktionäre prüfe man strategische Optionen, um die Akquisition von Osram, die ein stärkeres kombiniertes Unternehmen schaffen würde, auf Basis seiner Aktionärsposition weiter zu verfolgen, heißt es in einer Aussendung. Dennoch: Aktienrechtlich muss die ams AG nun mit einem weiteren Angebot ein Jahr warten, außer der Osram-Vorstand lässt dieses explizit zu.

ams-Chef will nicht aufgeben

"Obwohl das hochattraktive ams-Angebot für Osram, das ein volles Bewertungsniveau bedeutet, nicht erfolgreich war, sind die strategische Logik und die bedeutenden Vorteile der Kombination von ams und Osram weiter gültig," sagt Alexander Everke, CEO von ams. "Im Dialog mit Osram wollen wir auf unserer Stellung als größter Aktionär von  Osram aufbauen, um weiter den vollen Erwerb zu verfolgen und so eine solide Zukunft für das Unternehmen zu sichern."

Auch gescheitert ist das konkurrierende Angebot von Bain Capital und Carlyle, die 35 Euro je Aktie geboten hatten. Das Angebot galt jedoch ohnehin als chancenlos.

Ein echtes Bieter-Gefecht

Der gescheiterten Übernahme war ein regelrechter Bieterkampf vorangegangen. Denn schon im Juni kündigten die Finanzfonds Bain Capital und Carlyle an, den angeschlagenen Lichtkonzern Osram übernehmen zu wollen. Sie boten 35 Euro je Aktie. Mit dem Management und den Arbeitnehmer-Vertretern wurde ein Plan ausgehandelt und der Osram-Vorstand empfahl den Aktionären das Angebot. Alles sah so aus, als ob der Deal bereits unter Dach und Fach wäre.

Keiner hatte mit der Angriffslust des steirsichen Sensor-Konzerns gerechnet. Mitte Juli informierte Osram darüber, dass die ams AG informell Interesse am Kauf geäußert hatte. Die Aussendung war sehr abweisend, der Vorstand zweifelte an der Finanzierbarkeit des Vorhabens. Doch im August kam dann tatsächlich ein inoffizielles Angebot. Das Osram-Management trat in Verhandlungen und ließ schließlich ein offizielles Angebot zu.

Am 3. September wurde es dann von der deutschen Finanzmarktaufsicht Bafin offiziell veröffentlicht. Bis 1. Oktober konnten die Osram-Aktionäre nun wählen zwischen dem Angebot von Bain und Carlyle zu 35 Euro je Aktie und jenem der ams AG für 38,5 Euro je Aktie.

Die folgenden Wochen verliefen ruhig, erst eine Woche vor Ablauf der Frist meldete sich Bain Capital wieder und kündigte an, im Fall des Scheiterns der ams AG zusammen mit Advent ein "höheres Angebot" legen zu wollen. Daraufhin ging die ams AG in die Offensive und kaufte aktiv Osram-Aktien, bis sie schließlich am Dienstag, wenige Stunden vor Ablauf des Angebots mit knapp 20 Prozent größter Eigentümer war. Eine Übernahme durch Bain und Advent ist damit eigentlich so gut wie unmöglich.