Der britische Reisekonzern Thomas Cook ist zahlungsunfähig. Das Konkursverfahren über den ältesten Touristikkonzern der Welt ist eingeleitet. Von der Pleite betroffen sind 22.000 Angestellte weltweit (in Österreich sind es aktuell 57). Die 100 Urlaubsflieger des Konzerns bleiben am Boden. Damit zittern aktuell mehr als 600.000 Touristen, die über Thomas Cook gebucht haben, um ihre Heimreisen.

Auch Tausende Urlauber aus Österreich hängen in der Luft. Per heute, Montag, befinden sich 4600 österreichische Gäste in den Zielgebieten, wie ein Sprecher von Thomas Cook Österreich mitteilt. Für heute und morgen seien je 400 Anreisen geplant.

Da Thomas Cook in Österreich aber vor allem Pauschalreisen verkauft, dürfte generell die Reiseversicherung zahlen. Betroffene Österreicher können das Bürgerservice des Außenministeriums unter (0) 50 1150 44 11 erreichen. In den Reisebüros finden derzeit Krisensitzungen statt und die Telefone laufen heiß: "Wir telefonieren Kunden ab, die eine Thomas Cook-Reise in der nahen Zukunft gebucht haben und teilen ihnen mit, dass ihre Reise so nicht stattfinden wird", heißt es etwa aus dem Reisebüro Springer, für das Thomas Cook einer der wichtigsten Partner ist. Der heimische Reiseveranstalter Verkehrsbüro und der zu ihm gehörende Vermittler Ruefa bemühen sich um Lösungen für verunsicherte Urlauber der Reisegruppe Thomas Cook. Kunden, die heute oder morgen abfliegen, sollten sich unbedingt mit ihren Ruefa-Beratern in Verbindung setzen und "reisebereit" zum Flughafen kommen. Ein  Krisenteam von Ruefa evaluiert laufend die Situation und meldet sich bei den Kunden, sollten Reisen nicht durchgeführt werden können.

Der Flughafen Innsbruck sucht derzeit „unter Hochdruck“ nach Ersatzflügen für das Wintergeschäft. 2018 wurden auf dem Tiroler Airport über die Wintermonate hinweg 38.000 Passagiere aus England verbucht. Auf den Flughäfen in Salzburg und Wien gibt es keine derartigen Probleme. „Es gibt keine direkten Flugverbindungen von Thomas Cook oder Condor ab Wien“, sagt  der Wiener Flughafen-Sprecher Peter Kleemann.

In Großbritannien muss der Staat für die Rückholung gestrandeter Urlauber aus dem Ausland einspringen. Die britische Regierung muss wohl mit Kosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Pfund rechnen - für die größte zivile Rückholaktion überhaupt.

Konzernchef Peter Fankhauser spricht von einem "tiefen Bedauern", dass man keine Lösung für die Rettung des Konzerns gefunden habe. Zusätzliche Forderungen in den letzten Tagen der Verhandlungen hätten sich am Ende als "unüberwindbare Herausforderung" erwiesen. Fankhauser entschuldigte sich bei "unseren Millionen Kunden und Tausenden Angestellten, Zulieferern und Partnern". Die Konzernspitze hatte für Sonntagabend Verhandlungen mit Banken, Gläubigern und der Regierung angesetzt. Banken hatten zuletzt zu einem schon ausgehandelten 900 Millionen Pfund (mehr als eine Milliarde Euro) schweren Rettungspaket weitere 200 Millionen Pfund gefordert. Jetzt wurde auf "Not-Geschäftsführung" umgestellt.

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Codename "Matterhorn"

Die britische Flugbehörde CAA gab die Einstellung aller Flüge bekannt und kündigte eine Rückholaktion für mehr als 150.000 Briten an, die größte derartige Aktion in der Geschichte des Landes. Die Rückholaktion trägt den Codenamen "Matterhorn". In der Nacht seien bereits die ersten Flugzeuge zu verschiedenen Zielen gestartet, um britische Urlauber nach Hause zu holen.

Für Aufregung sorgen derzeit Fälle, in denen Hoteliers von Gästen Zahlungen verlangen und sie andernfalls nicht abreisen lassen. Die Hoteliers befürchten ihrerseits, um ihr Geld umzufallen. Auch in solchen Fällen sei man geschützt, sagen Konsumentnschützern. Es heißt: Alles, was man unter Zwang bezahlen muss, damit man nach Hause kommt, ist von der Versicherung zu bezahlen.

Condor-Flüge finden statt

Dutzende Flugzeuge im Konzern sind zudem für den deutschen Ferienflieger Condor, eine Thomas-Cook-Tochter, im Einsatz. Sie hält den Flugbetrieb aber aufrecht. Bei der deutschen Bundesregierung sei ein Überbrückungskredit beantragt worden.

Ins Schleudern geraten

Thomas Cook war durch eine milliardenschwere Abschreibung auf ein Tochterunternehmen und ein schwächeres Reisegeschäft ins Schleudern geraten. Zudem litt der Konzern mehr als Rivalen wie TUI und unter der mit Brexit und schwächerem Pfund einhergehenden Reiseunlust der Briten. Größter Aktionär ist die chinesische Fosun-Gruppe.

Deutsche Töchter stellen Verkauf ein

Nach dem Insolvenzantrag des britischen Reisekonzerns Thomas Cook haben auch die deutschen Veranstaltertöchter, zu denen Marken wie Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Öger Tours, Air Marin und Thomas Cook Signature gehören, den Verkauf von Reisen nach eigenen Angaben gestoppt.

Man könne nicht gewährleisten, dass gebuchte Reisen mit Abreisedatum 23. und 24. September stattfinden, teilte Thomas Cook GmbH in der Früh in Oberursel bei Frankfurt mit.

In Österreich hat das Unternehmen eine Zweigniederlassung, die laut der Reisebürosicherungsverordnung gegen Insolvenz abgesichert ist. Sollte es zu Problemen kommen, kann man sich an den Abwickler AWP P&C S.A. in Wien wenden: Pottendorfer Straße 23-25, 1120 Wien, Telefon: (01) 525 03-0.