Jetzt also auch noch Matratzen und Bierfässer. Bevor China heute, Samstag, auf die jüngsten US-Strafzölle konterte, hatten die USA ihrerseits noch schnell zwei Nadelstiche gesetzt. Matratzen aus China, die laut US-Handelsministerium zu Dumpingpreisen in den USA verkauft werden, sollen künftig mit einem Strafzoll von bis zu 1732 Prozent belegt werden.

Und bei Bierfässern aus rostfreiem Stahl soll auf chinesische Produkte ein Zoll von knapp 80 Prozent fällig werden. Angesichts der milliardenschweren Zoll-Attacken, mit denen man sich im Handelsstreit gegenseitig bereits überzogen hat, klingt das freilich nach einer Nebenfront. Aber es ist eben auch ein Sinnbild dafür, wie verfahren die Situation mittlerweile ist. Um Aussagen, die zumindest mit einem diplomatischen Anstrich versehen sind, kümmern sich beide Seiten ohnehin längst nicht mehr. Chinas Vize-Außenminister wetterte in Richtung USA: "Diese Art, Handelskonflikte bewusst zu schüren, ist nackter Wirtschaftsterrorismus, ökonomischer Chauvinismus und Schikane."

Situation um Huawei spitzt sich zu

Nachdem die USA – inmitten laufender Handelsgespräche – am 11. Mai die Anhebung von Sonderabgaben auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar in Kraft gesetzt hatten, wird China in der Nacht auf Samstag zusätzliche Importzölle mit einem Gesamtvolumen von 60 Milliarden Dollar auf 5140 US-Produkte einheben.

Zuletzt hatte vor allem der Streit um den chinesischen Netzwerkausrüster und zweitgrößten Smartphone-Hersteller der Welt, Huawei, die Lage weiter verschärft. Wie berichtet, haben die USA Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt und zur Bedrohung für die nationale Sicherheit erklärt. Das bedeutet, dass US-Behörden der Kauf und Einsatz von Huawei-Technologie und Diensten untersagt ist – sie dürfen aber auch keine Geschäftsbeziehungen zu Dritten unterhalten, die Huawei-Ausrüstung einsetzen. Der chinesische Konzern hat in den USA dagegen Klage eingereicht.

Gleichzeitig wurde zuletzt von chinesischen Staatsmedien und Regierungsbeamten wiederholt die "Rohstoffkeule" ausgepackt. Dabei geht es um seltene Erden, eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die als Hightech-Metalle unerlässlich für die Elektronikindustrie – von Smartphones bis hin zu E-Autobatterien – sind (siehe Lexikon). China regiert hier den Weltmarkt, allein die von den USA importierten seltenen Erden kommen zu rund 80 Prozent aus China. Würde Peking hier also seine Ausfuhren eindämmen, könnte das global zu Verwerfungen führen, auch in Europa. Allein die Andeutungen, dass China eine solche Begrenzung ins Auge fassen könnte, sorgte an den Finanzmärkten für gehörige Unruhe.

Das chinesische Handelsministerium relativierte die Drohkulisse zwar etwas, sprach davon, weiterhin eine "angemessene Nachfrage" anderer Länder abdecken zu wollen. Verbunden wurde das jedoch mit einer weiteren Warnung: "Es wäre aber inakzeptabel, wenn Staaten die begehrten Rohstoffe zur Produktion nutzten und dann China unterdrückten."

Die "seltene" Trumpfkarte

Es ist nicht das erste Mal, dass China in Konflikten die "Trumpfkarte" der seltenen Erden spielt, um damit seine globale Macht bei diesen Schlüsselrohstoffen zu demonstrieren. Bereits im Jahr 1992 betonte der frühere Machthaber Deng Xiaoping: "Der Nahe Osten hat sein Öl, China hat seltene Erden." In der EU befinden sie sich aufgrund der massiven Importabhängigkeit jedenfalls seit 2011 auf der Liste kritischer Rohstoffe. Allein in Europa nimmt der Bedarf um fünf bis zehn Prozent pro Jahr zu. Aus Kosten- und Umweltgründen sind Abbau und Produktion in Europa kein Thema, ein Weg, um die Abhängigkeit zumindest zu mindern, liegt im Recycling.

Im Handelsstreit stehen jedenfalls entscheidende Wochen bevor. Beim G-20-Gipfel in Japan Ende Juni könnten US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping bei einem Treffen einen neuen Anlauf unternehmen, um einen Durchbruch zu erzielen. Derzeit sieht’s freilich nicht danach aus.