Der Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame wird ein finanzieller Kraftakt, sie ist als Staatsgebäude nicht im klassischen Sinn versichert. Hierzulande werden historische Bauwerke und Kirchen nach Branchenangaben grundsätzlich versichert. Die Höhe der Prämie hängt von vielen Faktoren ab, wie der Gebäudegroße, Dachfläche, enthaltener Kunst und der Höhe der maximalen Entschädigungssumme.

"Generell kann gesagt werden, dass alle Bauten - auch historische und sakrale - und deren Inhalt versicherbar sind", erklärte Wiener-Städtische-Vorständin Doris Wendler in einem Statement zur APA. Hinsichtlich der Versicherungssumme seien selbstverständlich bestimmte Parameter bedeutend, darunter fielen unter anderem die Bausubstanz und Baulichkeit - z.B. erhöhte Brandgefährlichkeit bei Holz - ebenso wie spezielle Entschädigungs- und Instandsetzungsregelungen, so könne zum Beispiel nicht einfach ein Neubau aufgestellt werden.

Denkmalschutz, Fresken, Orgeln

"Eine Versicherungsprämie für derartige Sakralbauten wie den Stephansdom beziehungsweise historische Bauten und ihren Inhalt kann nicht seriös geschätzt werden", so Wendler. "Um die Dimension zu erfassen, müssten umfangreiche Vorerhebungen getätigt werden - unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und speziellen Sachverständigen. Maßgeblich seien unter anderem auch bestehende Brandschutzvorkehrungen zu berücksichtigen.

Aus der UNIQA heißt es, man sei in Österreich einer der etablierten Versicherer für historische Bauwerke wie Kirchen, Klöster, Schlösser oder Burgen. Abgedeckt würden Schäden etwa durch Wasser, Feuer, Diebstahl oder Sturm bis zur individuell für das betreffende Gebäude festgelegten Höchstentschädigung. Besonders berücksichtigt werden die speziellen Bedürfnisse dieser Bauwerke wie Denkmalschutz, Fresken, Orgeln und Glocken. Auch die Kunstgegenstände sind von der Versicherung umfasst.

Versicherungsprämie bei einer Million Euro

Die Allianz Österreich weist darauf hin, dass die Versicherung von Baudenkmälern und Kirchen grundsätzlich ein hohes Risiko darstelle. Dieses müsse eingehend geprüft werden, um festzustellen, ob es versicherbar sei, heißt es aus der Versicherung zur APA. Gerade bei großen international bekannten Gebäuden sei die Frage, welcher Wert zu versichern sei.

Die Komplexität von Versicherungen historischer und sakraler Bauten zeigt sich beispielsweise auch in der Erzdiözese Wien. Die Kirchen und Gebäude der Erzdiözese Wien - mit Ausnahme des Stephansdomes - sind im Rahmen einer Gruppenversicherung gegen Elementarschäden versichert, erklärte der Sprecher der Erzdiözese Wien auf APA-Anfrage. Die jährliche Prämie beträgt eine Million Euro.

Das Wiener Wahrzeichen, der Stephansdom, ist gesondert gegen verschiedene Risiken versichert, darunter Feuer oder auch Haftpflicht. Die Höhe der Prämie konnte der Sprecher nicht nennen. Diese beruhe auf einer Versicherungsformel, bei der Komplexität des Gebäudes, dem Risiko und der im Dom beheimateten Kunstgegenstände Rechnung getragen wurde.

Atomkraftwerke gelten als unversicherbar

Wobei: Sollte es zu so einem verheerenden Feuer wie in der Pariser Kathedrale Notre Dame kommen - laut Sprecher ist das "sehr unwahrscheinlich, weil der Stephansdom keinen hölzernen Dachstuhl hat" -, würde die Versicherungssumme den Schaden wohl nicht decken. "Da würde man ohne Spenden auch nicht auskommen." Im Gegensatz zu den Schäden, die 2012 ein durch einen Brandstifter gelegtes Feuer im Wiener Neustädter Dom angerichtet hat: Die Restaurierung konnte mit der Versicherungssumme weitgehend bezahlt werden, so der Sprecher.

Als unversicherbare Gebäude gelten in der Versicherungsbranche nur Atomkraftwerke, da das Risiko nicht kalkulierbar sei, was in erster Linie die Haftpflicht betreffe.