Der René Benko? "Fleißig, bodenständig. Unternehmer mit gutem Handerl", sagt Siegfried Wolf. "Ein manischer Arbeiter. Blitzschnell im Kopf", beschreibt ihn Alfred Gusenbauer. "Intelligent, ehrgeizig", findet Hans Peter Haselsteiner. Unisono bescheinigt das Netzwerk der Alphamänner: "Unheimliches G’spür für Immobilien."

Doch nun: Mobbing- und Raubrittervorwürfe. Eva Dichand reitet mit "Heute" für ihren Gemahl in die Übernahmeschlacht: "Benkos Raubritter-Angriff auf ,Krone‘ erfolglos. Immo-Investor René Benko wollte Herausgeber Christoph Dichand aus der ,Krone‘ mobben." Beinahe-Mobbing-Opfer Dichand wehrt sich höchstselbst: "Die ,Krone‘ ist kein Spekulationsobjekt."

Unnahbar

Zugleich packt Addendum in einer Tiefenrecherche minutiös aus, wie sich Benko nach einer – längst getilgten – Verurteilung am Wiener Landesgericht 2012 zu einer bedingten einjährigen Haftstrafe sukzessive aus den Organen seines Immobilienreichs in den Signa-Beirat zurückzog. Unnahbar, nicht greifbar sein. Raubkatzenhaft geschmeidig, wie nachtaktiv. Die Causa damals um eine verbotene Geldzuwendung an Kroatiens Ex-Ministerpräsidenten Ivo Sanader mit Schuldspruch im Zusammenhang mit einem Steuerverfahren in Italien befand die Richterin als "Musterfall für Korruption". Das hat gesessen. Und ist gegessen.

Schnäppchen-Vorhalte

Unbescholten heißt nicht unbehelligt. Als auffallend günstig hält man dem Selfmade-Milliardär nun den Kauf des Kika-Leiner-Hauses in der Mariahilfer Straße in Wien zur vorübergehenden Rettung der Möbelkette vor. René Benko, erfolgsgewohnt, eben noch im Glanz des jüngsten Coups mit dem Erwerb des Chrysler Building in New York, plötzlich von Vorhaltungen umzingelt.

Jetzt reitet Alfred Gusenbauer als Aufsichtsratschef der Signa Holding aus, um Benko zu verteidigen: "Ich kenne kein zweites Angebot", nimmt der Ex-SPÖ-Kanzler Benko bei jenem Deal in Schutz, bei dem der amtierende Bundeskanzler Sebastian Kurz mitgeholfen hatte.

Alles gerettet

Worum geht es hier für den mit der Macht auf Du und Du befindlichen Tiroler Immobilien-Tycoon? Benkos Stiftung hatte zu Weihnachten 2017 der am Abgrund stehenden Kika/Leiner-Gruppe das Haus in der Mariahilfer Straße um 60 Millionen Euro abgekauft, wo es laut Addendum doch ein zweites Angebot um 90 Millionen gegeben hätte. Sebastian Kurz und Justizminister Josef Moser, beide ÖVP, waren laut "trend" für eine zügige Grundbucheintragung über die Weihnachtsfeiertage eingebunden – zur "Rettung von heimischen Arbeitsplätzen", wie es heißt.

"Hätte es ein zweites Angebot mit 90 Millionen gegeben, hätte sich das Immobilien-Management der Steinhoff-Gruppe bei Ablehnung ja möglicher Untreue schuldig gemacht", weist Gusenbauer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung jedweden Verdacht eines erstaunlich günstigen Erwerbs durch Benko zurück. "Zumal fraglich ist, ob ein zweiter Bieter auch das Geld binnen 48 Stunden hätte bereitstellen können."

Gesetz des Dschungels

Das beherrscht Benko hervorragend: Rasch Geld bereitstellen. Viel Geld. "Es ist eine Stärke von Benko", sagt Haselsteiner, "dass er immer fristengerecht finanziert ist." Nicht nur von Raiffeisen. Oder von der russischen Sberbank Europe in Wien, deren Aufsichtsratschef Sigi Wolf ist. Auch mit der Signa Prime Selection, an der Haselsteiners Familienstiftung ebenso beteiligt ist wie der US-Immobilien-Mogul Aby Rosen.

Im Vorübergehen tankte die Signa Prime 2017 binnen weniger Tage eine Milliarde Euro auf das vorhandene Kapital von drei Milliarden auf. Mit Riesen wie der deutschen RAG und auch Privaten wie Niki Lauda, Roland Berger, Johann Graf. Mit dem Vertrauen der Investoren geht Benko auf Immobilienbeutejagd. Wer hat, schlägt zu. Nur der 18,9 Milliarden Dollar schwere Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz und Novomatic-Gründer Graf mit rund 8,1 Milliarden Dollar sind in Österreich noch reicher als Benko. In der Forbes-Weltrangliste bringt es der 41-jährige Tiroler auf Platz 365.

Der Sprung in die USA

Zum israelischen Diamantenschürfer Beny Steinmetz hat Benko nach dessen Verhaftung mit Christian Kerns einstigem Politberater Tal Silberstein die Finanzbeziehungen gekappt. Umso intensiver dealt er mit dem deutschstämmigen Amerikaner Rosen. Ihm hat Benko das Alsterhaus in Hamburg abgekauft, nun hat er mit ihm gemeinsam um 150 Millionen Dollar das Chrysler Building in Manhattan vom Abu Dhabi Investment Council geschnappt.

Benko und Kurz

Das überließ Benko nicht dem Zufall. Im April 2018 begleitete er Bundeskanzler Kurz nach Abu Dhabi. So wie vor wenigen Tagen wieder in die Emirate. Mit diesen will Benko erklärtermaßen ins Geschäft kommen. Dafür reiht man sich auch in den Kanzler-Tross. "Dass Benko und Kurz schon vom Alter her gewisse Sympathien haben, ist natürlich", findet Haselsteiner. Die beiden treffen einander nicht nur beim Kastanienessen – bei Benkos Promi-Törggelen oder bei "Punsch und Maroni" des Kanzlers – sie holen sie offenbar gleich auch gemeinsam aus dem Feuer, wie bei Kika-Leiner. Über sein Verhältnis zum Bundeskanzler will Benko auf Anfrage nichts sagen.

Konflikt Dichand-Funke-Benko

Aber für Dichand muss diese Machtachse so bedrohlich erscheinen wie der Frontalangriff der Funke-Gruppe, der deutschen Hälftemiteigentümerin der "Krone". Die Hälfte dieser Hälfte gehört schon Benko. Weil die Deutschen die Nase voll haben vom Streiten mit Dichand, dürfte ihr weiterer Anteil auch bald Benko gehören. In den Schiedsgerichtsstreit um den für Dichand erlösreichen Syndikatsvertrag funken nun Flugspesen Dichands und eine Steuerprüfung, die die Funke-Gruppe als giftige Waffe gegen den "Krone"-Chef auffährt. Übersteht dieser Benkos Übergriff vom milliardenschweren Immobilien-DKT auf verlockende Medienmacht? Gusenbauer erwartet kryptisch "eine österreichische Lösung".

Wie Agnelli

Wo ist der Zenit des René Benko, den der Aufstieg aus einfachen Verhältnissen antreibt? Der als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Kindergärtnerin schon als Schulabbrecher Dachböden sanierte und mit geleastem Ferrari aufdrehte. Siegfried Wolf schätzte "schon als Youngster an ihm, dass er etwas bewegen will". Mit seinem deutschen Handelsreich von Karstadt und Galeria Kaufhof will Benko "eine deutsche Antwort auf Amazon geben", wie er der Kleinen Zeitung verriet. Für das Signa-Immobilien-Imperium gab er als "trend"-Mann des Jahres 2018 eine Bilanzsumme von 14 Milliarden Euro an. Allein die Signa Prime mit Luxusimmobilien vom KaDeWe in Berlin bis zum Goldenen Quartier in Wien sei rund elf Milliarden Euro wert. Das Familienleben mit Gattin und vier Kindern bleibt so diskret wie Gäste auf Jacht und Privatjet. Eine europäische Industrie- und Beteiligungsholding im Familienbesitz wie jene der Agnellis oder der Oetkers schwebe ihm vor.

Sparkurs bei Karstadt und Kaufhof

Als Erfolgsrezept nennt Gusenbauer Benkos "Gabe, viele gute Leute an sich zu binden. Er zahlt auch sehr gut." Nicht überall. Für Karstadt-Mitarbeiter gilt noch immer der Sanierungstarifvertrag mit empfindlich verkürztem Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Bei Kaufhof bangen 5000 um den Job.