Wer einen Kredit hat, den freut es, den Sparer weniger. Die Rede ist von Negativ-Zinsen, wie sie die Europäische Zentralbank (EZB) bekannterweise auf den sogenannten Einlagenzinssatz verlangt. Das ist jener Zinssatz, den Banken zahlen, wenn sie Geld auf EZB-Konten lagern. Die Idee dahinter: Banken sollen lieber Kredite vergeben, als das Geld auf Konten der EZB zu horten.

Das kurbelt die Wirtschaft an und sorgt für Inflation. Denn die EZB hat ein einziges Ziel: Die Teuerung soll leicht unter 2,0 Prozent liegen. Das ist der Wert, der von Ökonomen als "Preisstabilität" bezeichnet wird, Löhne und Preise steigen in etwa im selben Tempo.

Doch selbst mit dem Negativzinssatz auf Bankeinlagen und einem massiven Anleihenkaufprogramm ist das Ziel selbst nach Jahren noch nicht erreicht. Die aktuelle Inflation ist vor allem durch die Rohölpreise geprägt und nicht durch die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone.

Negative Zinsen fürs Sparbuch

Was könnte eine Notenbank nun noch tun? Eine Variante wären negativeLeitzinsen. Schon jetzt bekommen Sparer auf ihren Sparbüchern praktisch keine Zinsen mehr. Bei einem negativen Leitzinssatz müssten sie dann für ihre Spareinlagen zahlen. Laut Ökonomen wäre die Konsequenz, dass die Menschen das Geld von ihren Sparbüchern abheben und in Konsum investieren. Und Konsum wiederum kurbelt die Wirtschaft an und könnte so die Inflation auf den Zielwert unter 2,0 Prozent treiben.

Doch das ist bisher alles graue Theorie. Denn wir Menschen sind ja nicht blöd. Wenn es am Sparbuch negative Zinsen gäbe, bedeutet das ja, dass das Bargeld quasi mehr wert wird, wenn es daheim "unterm Kopfkissen" liegt.

Elektronische Parallelwährung

Forscher des internationalen Währungsfonds (IWF) haben nun eine - zugegeben radikale - Idee, wie negative Zinsen doch funktionieren könnten. Man muss den Menschen das Bargeld vermiesen. Dafür müssten die Zentralbanken eine elektronische "Parallelwährung" einführen.

Das Beispiel der Forscher: Die Notenbank führt einen Zinssatz von - 3,0 Prozent ein. Die 100 Euro am Sparbuch wären dann diese E-Währung und würden nach einem Jahr nur noch 97 Euro sein. Nun müsste die Notenbank auch den Wechselkurs von Bargeld-Euro in E-Euro so festlegen, dass der Wechselkurs 100:97 ist. Sprich für 100 Euro Bargeld-Euro gibt es nur 97 Euro E-Euro.

Die Forscher geben allerdings auch zu, dass die Einführung eines solchen Systems mit einigen Herausforderungen verbunden wären. Man müsste das ganze Finanzsystem umbauen und auch Gesetze ändern, nicht zu vergessen den massiven Aufwand, der Bevölkerung diesen Schritt zu erklären. Deswegen wollen die Forscher diesen Ansatz auch nur als einen möglichen Vorschlag für eine neue Zentralbank-Politik sehen, neben anderen Vorschlägen und Möglichkeiten, die noch erforscht werden müssen.