Nachdem Italien als erste Volkswirtschaft der Eurozone in eine Rezession gerutscht ist, beklagt der italienische Notenbankchef Ignazio Visco eine Verschlechterung der Konjunktur im Land. "Die Aussichten der italienischen Wirtschaft sind heute weniger günstig als vor einem Jahr", erklärte Visco in einer Rede bei einem Seminar am Samstag in Rom.

Die schlechtere Konjunktur sei auf externe Faktoren wie den Abschwung in Deutschland und China, aber auch dem schwachen Konsum in Italien zuzuschreiben. Italiens interne Nachfrage habe unter der politischen Unsicherheit infolge des Streits zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission rund um den Haushaltsplan im Herbst gelitten. Visco beklagte auch die nach wie vor gespannte Lage auf den Finanzmärkten.

Land ächzt unter Schuldenberg

Das Wirtschaftswachstum müsse mit privaten und öffentlichen Investitionen gefördert werden. Zugleich sei Italiens Schuldenabbau von wesentlicher Bedeutung, meinte Visco. Das Land ächzt unter einem Schuldenberg in Höhe von mehr als 131 Prozent der Wirtschaftsleistung, dem höchsten in der Euro-Zone nach Griechenland. Die seit Juni amtierende Regierung aus Lega und Fünf Sterne-Bewegung will das Wachstum unter anderem mit Steuersenkungen und höheren Sozialausgaben ankurbeln und nimmt dafür höhere Schulden in Kauf.

Italiens Wirtschaft ist vor der Jahreswende in eine Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich zwischen Oktober und Dezember im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das nationale Statistikamt Istat am Donnerstag mitteilte. Experten hatten lediglich mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet. Da das BIP bereits im Sommer leicht geschrumpft war, sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession - also zwei Quartalen in Folge mit sinkender Wirtschaftsleistung.