Chaos auf den Bahnhöfen, Verwirrung auf den Flughäfen, Warteschlangen bei Fernbussen, Staus auf den Autobahnen: Seit Ostermontag geht in Frankreichs Verkehrswesen so gut wie nichts mehr. Streikende Eisenbahner haben am Mittwoch erneut den Zugverkehr in Frankreich lahmgelegt. Zahlreiche Verbindungen fielen laut Bahngesellschaft SNCF aus.

Rund um Paris stauten sich Autos auf einer Länge von rund 350 Kilometern. Der Ausstand hat am Dienstag begonnen. Die Gewerkschaften wehren sich gegen Regierungspläne für einen Umbau der SNCF und mehr private Konkurrenz.

Konkret sieht die Radikalkur der Regierung sechs Maßnahmen vor, um die SNCF-Misere zu beenden:
◾Privatisierung des Unternehmens,
◾teilweise Schuldenübernahme durch den Staat,
◾Stilllegung von unprofitablen Bahnstrecken,
◾Ausbaustopp der Hochgeschwindigkeitsstrecken,
◾Stellenabbau durch freiwilliges Ausscheiden,
◾Ende des Eisenbahnerstatus' bei Neuanstellungen.

Vor allem der letzte Punkt hat die Eisenbahner auf die Barrikaden gebracht. Denn von den rund 150.000 SNCF-Angestellten verfügen 92 Prozent über alte Rechte: Zwar verdienen 60 Prozent unter 3000 Euro brutto, aber die Beschäftigten sind nach einer Probezeit unkündbar. Die Bahner gehen im Schnitt mit 57 Jahren in Rente, sechs Jahre früher als der Durchschnittsangestellte. Ihre Bezüge berechnen sich nach den letzten sechs Monaten Berufstätigkeit - sonst werden 25 Jahre zugrunde gelegt. Obendrein gibt es Vergünstigungen wie kostenfreies Bahnfahren und Gratistickets für Angehörige, sowie 100.000 Werkswohnungen.

Die Streikwelle soll noch bis zum Juni dauern. Das Motto: Zermürbungstaktik. Die Gewerkschaften wollen immer im Wechsel zwei Tage streiken und drei Tage arbeiten - das nennt man "Perlenstreik".