Die Autozubehörkette Forstinger ist nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten erneut in die Insolvenz geschlittert. Beim Landesgericht St. Pölten wurde am Mittwoch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung angemeldet, für das eine Quote von mindestens 20 Prozent erforderlich ist. Das Unternehmen mit zuletzt 823 Mitarbeitern soll fortgeführt werden. Bis zu 15 der 108 Filialen sollen zusperren.

Schon einmal, 2001, war Forstinger insolvent gewesen, später wechselten die Eigentümer des seit 55 Jahren bestehenden Anbieters von Autozubehör, Ersatzteilen, Reifen und Felgen mehrmals. 2009 war die seinerzeitige Forstinger-Mutter zahlungsunfähig geworden.

2016/17 setzte Forstinger als größter heimischer Einzelhändler für Automobilzubehör, Zweirad und Zweiradzubehör 111 Millionen Euro um, kaum mehr als 2015/16 (109,5 Millionen Euro). An das Netz von 108 Filialen sind 104 freie Autowerkstätten angeschlossen.

700 Jobs dürften gerettet werden

Rund 700 der 823 Mitarbeiter der insolventen Autozubehörkette sollen ihren Job behalten. Das sieht der Sanierungsplan von Forstinger vor. Ein entscheidender Punkt im Sanierungsplan ist die Neuverhandlung von Mietverträgen. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ist am Mittwoch in St. Pölten eröffnet worden.

Alle (noch) 108 Filialen - rund 15 sollen geschlossen werden, was den bevorstehenden Stellenabbau erklärt - und die Firmenzentrale werden gemietet. Einige Mietverträge sind - wie ein Forstinger-Sprecher im Gespräch mit der APA am Mittwoch weiters bestätigte - in den vergangenen Jahren bereits runterverhandelt worden. "Die Kosten wurden um zwei Millionen Euro gesenkt." Das reichte aber nicht: "Bei einigen Standorten mit langfristigen Mietverträgen liegt der Quadratmeterpreis weiterhin deutlich über den vier bis fünf Euro, die sie vertragen."

364 Gläubiger

Geboten wird eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, teilte der Kreditschutzverband KSV1870 mit. "Der KSV1870 wird prüfen, ob diese angebotenen Quote adäquat und erfüllbar ist." Der Firmensprecher betonte, dass die angebotene 20 Prozent Qutoe nur erreicht werden könne, "wenn das Sanierungsverfahren von den Gläubigern angenommen wird. Andernfalls ist im besten Fall mit einer Quote von unter acht Prozent zu rechnen."

364 Gläubiger (ohne Mitarbeiter) sind betroffen. Dazu kommt laut dem weiteren Gläubigerschutzverband AKV eine unbekannte Anzahl an nicht namentlich bekannten Gutscheingläubigern. Die Passiva belaufen sich auf gut 31 Millionen Euro, rund 27 Millionen Euro davon sind unbesichert.

Details des Sanierungsplanes

Ansatzpunkte im Sanierungsplan sind neben der Neuverhandlung der Mietverträge das Heben neuer Einkaufspotenziale und der Ausbau des Sortiments, dessen Absatz zuletzt wuchs. Das sind laut dem Sprecher beispielsweise Elektrofahrräder und auch Pickerl-Services.

Die Mitarbeiterlöhne für Jänner sind heute ausgeblieben. Diese werden vom Insolvenzentgeltfonds (IEF) ausbezahlt. "Ab Eröffnung des Sanierungsverfahrens werden die Löhne wieder pünktlich bezahlt", versprach der Unternehmenssprecher mit Verweis auf die nächsten Löhne und Gehälter für Februar.

Bei der Forstinger-Pleite handelt es sich um die zweitgrößte heuer in ganz Österreich. Der Konkurs der Niki Luftfahrt GmbH war mit 153 Millionen Euro noch deutlich größer, so der KSV1870. Beide Insolvenzen sind im Land Niederösterreich anhängig.

Forderungen von Gläubigern sind bis spätestens 13. März beim Landesgericht St. Pölten einzubringen. Die allgemeine Prüfungstagsatzung (Prüfung der rechtzeitig angemeldeten Forderungen) findet am 27. März statt.