Der schwedische Mode-Riese H&M soll jedes Jahr mehrere Tonnen neuer Kleidung verbrennen. Seit 2013 sollen etwa in dänischen Roskilde jährlich durchschnittlich zwölf Tonnen fabrikneuer Kleidung (oft sogar noch mit Preisschild) vernichtet worden sein. Ein TV-Sender hat Lastwagen-Lieferungen heimlich gefilmt und Ex-Mitarbeiter der Verbrennungsanlage interviewt. Am Dienstag zitierten die "Wirtschaftswoche" und das ZDF-Magazin "Frontal 21" aus einem vertraulichen Bericht des Wirtschaftsausschusses der deutschen Logistiktochter an den Gesamtbetriebsrat vom Juni 2018, wonach circa 100.000 Kleidungsstücke vernichtet worden seien. Die beiden Magazine beriefen sich zudem auf mehrere E-Mails, in denen Lagermitarbeiter angewiesen würden, Kleidung zu entsorgen. Unklar sei, ob auch neuwertige Ware vernichtet werde

Chemische Rückstände

Das Unternehmen erklärte, für H&M gebe es "keinen Grund, intakte Kleidung in die Verbrennung zu geben oder anderweitig zu vernichten". Lediglich bei Sicherheitsbedenken, etwa im Fall von chemischen Rückständen, werde Ware zur Verbrennung geschickt.

Dass Kleider und Hosen ohne jemals getragen worden zu sein im Ofen landen, bestätigte vor wenigen Monaten Kerstin Sellner, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei H&M Österreich. "Ja, es gibt einen Teil der Ware, der nicht mehr getragen werden darf", so Sellner zum "Kurier". "Entweder haben die Stücke beim Transport oder der Lagerung einen Wasserschaden erlitten und haben deshalb angefangen zu schimmeln, oder der Chemikalienwert wurde überschritten."

Anfang September erst hatte die britische Luxusmodemarke Burberry mitgeteilt, sie verzichte künftig auf das Verbrennen von nicht verkaufter Kleidung. Die Kleidung werde stattdessen noch häufiger "wiederbenutzt, repariert, gespendet oder recycelt". Burberry vernichtete nach eigenen Angaben 2017 Kleidung, Accessoires und Parfüm im Wert von umgerechnet 32 Millionen Euro.

In der Modeindustrie ist es üblich, Ware, die sich nicht verkauft, zu zerstören. So schützen Luxushersteller ihre Marke und ihr geistiges Eigentum und beugen Imitaten vor. Erst Anfang Juni war bekannt geworden, dass der Onlineriese Amazon massenhaft zurückgegebene und neuwertige Artikel zerstört.