Die Europäische Zentralbank (EZB) hat der europäischen Wirtschaft bessere Aussichten bescheinigt. Das gilt vor allem auch für Österreich. Am Freitag hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ihre Konjunkturprognosen angehoben. Insbesondere gilt das für das laufende Jahr.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll heuer in Österreich real um 2,2 Prozent wachsen, für 2018 und 2019 werden Wachstumsraten von 1,7 und 1,6 Prozent erwartet. Gegenüber der Vorschau vom Dezember ist das eine zum Teil deutliche Revision nach oben, und zwar um 0,7 bzw. 0,2 sowie 0,1 Prozentpunkte.

Österreichs Wirtschaft werde heuer erstmals seit 2013 mindestens genauso stark wenn nicht sogar stärker zulegen als der Euroraum insgesamt, so OeNB-Chef Ewald Nowotny.

Breite Zuversicht

Mit Mario Draghi hat sich in dieser Woche sogar Europas oberster Währungshüter erstmals wieder optimistischer zur Konjunktur im Euro-Raum geäußert: "Wir betrachten die Risiken für das Wirtschaftswachstum nun als weitgehend ausgeglichen." Klingt nicht euphorisch, ist in der "speziellen" Rheotrik der Notenbanken aber ein klarer Hinweis darauf, dass es nun wieder nachhaltiger bergauf gehen sollte.

Für Österreich zeigten sich zuletzt eine ganze Reihe von Wirtschaftsforschern zuversichtlich, die Wachstumsprognosen wurden wiederholt nach oben korrigiert. Die Nationalbank (OeNB) wird sich da heute einreihen, schließlich steht ihre "gesamtwirtschaftliche Prognose" für die den Zeitraum 2017 bis 2019 unter dem Titel: "Wirtschaftswachstum beschleunigt sich, Arbeitslosigkeit sinkt".

Konjunkturdynamik stabilisiert sich

Auch die Wirtschaftsforscher des Wifo haben am Donnerstag eine optimistische Analyse vorgelegt: Die Konjunkturdynamik, die im ersten Quartal zum stärksten Wachstum seit sechs Jahren geführt habe, dürfte sich nachhaltig stabilisieren, so die Wifo-Experten. Der positive Impuls der Steuerentlastung für den Konsum scheine ausgeprägte Zweitrundeneffekte zu bewirken. Die Verbesserung der Einkommenssituation der privaten Haushalte habe unter anderem die Nachfrage nach beschäftigungsintensiven Dienstleistungen belebt. In der Folge habe sich wiederum die Nachfrage nach Arbeitskräften verstärkt. Die Beschäftigung expandiere heuer noch stärker als im Vorjahr und die Arbeitslosigkeit gehe spürbar zurück. Dies habe die Konsumentenstimmung nachhaltig verbessert und dürfte zunehmend auch die niedrigen Einkommen stärken, die von der Steuerreform nur unterproportional profitiert hätten. Auch die Bauinvestitionen werden begünstigt.

Trotz allem: Strukturprobleme am Arbeitsmarkt bleiben

Das Wifo verweist aber auch darauf, dass der aktuelle Beschäftigungsboom die Strukturprobleme am Arbeitsmarkt überdecke, die durch den starken Arbeitskräfteandrang in den letzten Jahren entstanden seien. So habe sich etwa der Anteil der Langzeitarbeitslosen seit Anfang 2013 bis Mai 2017 von 18,6 auf 34,9 Prozent fast verdoppelt. Vorher sei er über Jahre hinweg konstant geblieben.

Im Mai 2017 hat es laut Wirtschaftsforschungsinstitut 120.097 Langzeitbeschäftigungslose und insgesamt 344.568 Arbeitslose gegeben. Anfang 2013 betrug das Verhältnis 50.952 zu 273.561.