"Es ist ein Trauerspiel", sagt Frederick Robertson in ein Mikrofon und richtet seine kräftige Stimme an mehrere hundert Menschen, die sich Mittwoch Mittag auf dem Sparkassenplatz im Grazer Zentrum versammelt haben. Einige tragen rote Jacken der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), sie halten Transparente und Tafeln in die Höhe und warten auf den Einsatz der Trillerpfeifen. Große Schirme schützen vor den Regentropfen.

Das Trauerspiel, das Robertson meint: "Bankangestellte müssen auf die Straße, das wollen wir eigentlich nicht." Demonstranten im feinen Zwirn und aus der Finanzbranche, das ist ungewöhnlich. Auf dem Sparkassenplatz befindet sich die Zentrale der Steiermärkischen, davor hielten die Demonstranten bereits eine Kundgebung vor einer Raiffeisen-Filiale auf dem Jakominiplatz und vor der Bank Austria in der Herrengasse ab. Offiziell handelt es sich um eine Betriebsversammlung, die von Betriebsräten und Gewerkschaftern einberufen wurde, da die Kollektivvertragsverhandlungen ins Stocken geraten sind. Nach drei Verhandlungsrunden für 75.000 Beschäftigte des Bankensektors steht man ohne Abschluss da. Die Arbeitgeber boten zuletzt 0,8 Prozent plus 6,50 Euro, was einer durchschnittlichen Erhöhung von 1,03 Prozent entspräche. Für Gehaltsbestandteile über dem Kollektivvertrag will die Arbeitgeberseite eine Einschleifregelung. Die Arbeitnehmer fordern hingegen 1,6 Prozent - ohne Einschleifregelung.

"Stinksauer"

"Ich bin stinksauer", ruft Robertson, Betriebsratschef der Steiermärkischen, über den Sparkassenplatz, und die Bankangestellten stimmen mit einem kräftigen Einsatz der Trillerpfeifen zu. "Nach der Bankenkrise waren wir es, die die Banken saniert haben", setzt Robertson nach. "Mehrere Jahre haben wir moderaten Lohnabschlüssen zugestimmt, auch 2015, als die Banken großartig verdient haben. Aber jetzt reicht es." Es seien die Manager gewesen, die die Banken in die Krise geführt haben und die jetzt Bonuszahlungen bekommen, "die sich gewaschen haben".

Wenn die Bankangestellten in die Trillerpfeifen blasen, was sie nun immer öfter tun, wird es laut zwischen Congress und Sparkasse. Robertson heizt die Stimmung weiter an. "Uns bieten die Arbeitgeber weniger als ein Prozent Erhöhung, das ist eine Schweinerei." Und er moniert, die geforderte Einschleifregelung "gilt nicht für Vorstände. Selber zugreifen und uns etwas wegnehmen, das ist in meinen Augen unmoralisch." Applaus und Trillerpfeifen.

Protest musste verschoben werden

Arbeiterkammer-Vize Franz Gosch setzt noch eines drauf. "Die Banken haben in Österreich vier Milliarden Euro Gewinn gemacht und machen dann ein Angebot von weniger als einem Prozent, das dürfen wir uns nicht gefallen lassen." Und Renate Friedl, Betriebsrätin der Volksbanken, spricht noch einmal die Krise der Banken an: "Es ist die Zeit der Umstrukturierungen, wir tragen das mit. Das muss endlich wertgeschätzt werden." Dadurch, dass immer weniger Angestellte immer mehr Aufgaben erfüllen, "steigt der Arbeitsdruck".

Ursprünglich wollten die Bankangestellten in Graz ihre öffentliche Betriebsversammlung schon am Dienstag abhalten, wie die Kollegen in Wien, wo rund 600 Bankmitarbeiter daran teilgenommen haben. Doch hat die Sitzung des steirischen Landtages die Gewerkschaft an diesem Tag ausgebremst. Eine Gesetzesbestimmung verbietet nämlich öffentliche Kundgebungen während Landtagssitzungen in einem Radius von wenigen hundert Metern. Die Kundgebung wurde auf Mittwoch verschoben.

Am 29. März haben die Sozialpartner die nächste Verhandlungsrunde zum Banken-KV vereinbart. Bis dahin bleibt die Betriebsversammlung unterbrochen. Trotz schriller Töne stehen die Zeichen auf eine Einigung.