Der gefeuerte Vorstandsvorsitzende des von Betrügern um 40 bis 50 Millionen Euro gebrachten Innviertler Flugzeugzulieferers FACC, Walter Stephan, klagt gegen seine Entlassung. Das bestätigt er gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Auch erhebt er Vorwürfe gegen die chinesische Ex-Finanzvorständin Minfen Gu, die bereits im Februar abberufen wurde.

"Ich habe diesen Schritt auf Anraten meiner Anwälte getätigt, um keine Fristen zu versäumen", begründet Stephan die Klage. Lieber wäre ihm eine einvernehmliche Lösung. Am 15. Juli sei ein Termin mit dem chinesischen Aufsichtsratsvorsitzenden Geng Ruguang geplant, in dem es um seine Ansprüche gegen das Unternehmen gehen soll.

Es sei wichtig zu gewährleisten, dass FACC ein österreichisches Unternehmen bleibe, meinte Stephan. Dass 45 Prozent der Aktien von westlichen Investoren gehalten werden, würde diesem Ansinnen entgegenkommen. Daher sei auch der Börsengang richtig gewesen. Er selbst wolle weiterhin Aktionär bleiben.

"Der Börsianer" zitiert indes aus einem Brief Stephans an den Aufsichtsrat, in dem er sich verteidigt. Darin kritisiere er, dass die bereits im Februar abberufene Finanzvorständin Minfen Gu trotz des ersten Cyber-Betrugsfalls keine Vorsorgemaßnahmen getroffen habe. Er, Stephan, wäre bereits vor dem FACC-Börsengang gegen ihre Bestellung gewesen. Die chinesischen Aktionäre hätten aber "aus politischen Gründen" darauf bestanden.

FACC ist offenbar Opfer eines "Fake President"-Tricks geworden: Betrüger dürften einer FACC-Mitarbeiterin eine gefälschte E-Mail mit der Bitte um millionenschwere Überweisungen geschickt haben, die den Eindruck erweckte, sie komme von einem firmeninternen Absender. Der durch die Überweisungen entstandene Schaden beläuft sich auf mehr als 50 Millionen Euro. Das Geld floss auf mehrere ausländische Konten. Knapp 42 Millionen Euro sind definitiv verloren, rund zehn Millionen sollen auf Betrügerkonten "eingefroren" worden sein. Der "Incident" riss die FACC im abgelaufenen Geschäftsjahr noch tiefer in die Verlustzone.

Die Finanzchefin musste nach Bekanntwerden des Falles ihren Hut nehmen, die Abberufung Stephans Ende Mai kam allerdings überraschend - auch für ihn selbst. Denn was den Betrugsfall angeht, habe sich seit Anfang Februar "keine Neuigkeit und keine neue Erkenntnis in dieser Angelegenheit ergeben". Nach Stephans Entlassung hatte auch Aufsichtsrat Gregory Peters sein Mandat niedergelegt.

FACC ist seit 2009 mehrheitlich in chinesischer Hand, damals übernahm die staatliche chinesische Luftfahrt- und Militärindustrie AVIC über ihren kommerziellen Arm das Unternehmen fast zur Gänze. 2014 schickten die Chinesen FACC dann an die Börse, heute halten sie 55 Prozent an dem Unternehmen. Knapp fünf Prozent hält der Erste-Group-Konzern (über Töchter). 39,6 Prozent befinden sich im Streubesitz.