Im Streit um die Bonuszahlungen für die Vorstandsmitglieder bei Volkswagen bahnt sich eine Lösung an. "Aufsichtsrat und Vorstand sind sich einig, dass angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens ein Zeichen auch beim Thema Vorstandsvergütung gesetzt werden muss", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit.

Demnach werden im Konzern derzeit verschiedene Modelle diskutiert und abgestimmt, so dass für "alle Beteiligten eine angemessene Lösung" zustande kommt. Auf wie viel Geld die Vorstände verzichten würden, teilte Volkswagen nicht mit, sprach aber von einer "deutlichen Absenkung der variablen Vergütung".

Auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns, der Österreicher Hans Dieter Pötsch, ist demnach bereit, auf einen Teil seines Gelds zu verzichten. Pötsch gab im Oktober 2015 seinen Vorstandsposten als Finanzchef des Wolfsburger Konzerns auf und wechselte an die Spitze des Aufsichtsrates. Medienberichten zufolge ließ er sich eine Entschädigung von knapp 10 Mio. Euro dafür zahlen, weil sein bis 2017 laufender Vorstandsvertrag ihm höhere Einnahmen garantiert hätte.

Verabschiedet werden die Boni für die Vorstände laut VW in der kommenden Aufsichtsratssitzung am 22. April. Der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden sie im Geschäftsbericht, den der Autobauer am 28. April vorstellt.

Wie das deutsche "Handelsblatt" am Mittwoch unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, sollen die Boni der Top-Manager um mehr als 30 Prozent gekürzt werden. VW äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Bericht.

VW hatte im September zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeuge unterschiedlicher Marken des Konzerns eine illegale Software eingebaut zu haben, die den Schadstoffausstoß im Testbetrieb als zu niedrig ausweist. Dem Konzern drohen in verschiedenen Ländern hohe Straf- und Entschädigungszahlungen.

Aufgrund der Krise waren die VW-Vorstände von unterschiedlichen Seiten aufgefordert worden, auf ihre Boni zu verzichten oder sie deutlich zu kürzen, da die Zahlungen weder der Öffentlichkeit noch den Geschäftspartnern vermittelbar seien. Rechtlich gesehen haben die Manager Anspruch auf ihre Zusatzzahlungen - selbst dann, wenn VW das Geschäftsjahr 2015 mit Verlust abschließen sollte. Denn die Jahre 2012 bis 2014, nach deren Entwicklung sich die Bonuszahlungen richten, liefen gut für den Konzern.

Am Mittwochvormittag hatte bereits Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Landtag in Hannover Stellung zur VW-Krise und zu den Boni der Vorstände genommen. Das Land Niedersachsen ist Anteilseigner an VW. Weil gehört dem VW-Aufsichtsratspräsidium an.

Der SPD-Politiker nahm laut Redemanuskript auch Bezug auf den Rückruf bei Volkswagen, der derzeit offenbar holprig verläuft. Ursprünglich sollte der weit verbreitete VW-Passat schon längst zur Umrüstung in die Werkstätten gerufen werden, doch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte die Freigabe dafür bis jetzt noch nicht. Stattdessen werden laut Weil unter anderem die Modelle Audi A4 und A6 vorgezogen. VW äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu.

In Deutschland sind rund 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeuge verschiedener Marken des Konzerns von der Abgasaffäre betroffen. VW will sie bis zum Jahresende umrüsten. Begonnen hat der Rückruf Ende Jänner mit dem Pick-up-Truck Amarok. Danach sollte eigentlich der Passat zurückgerufen werden.