Viele Novomatic-Geräte verlieren in Deutschland in den kommenden Monaten die Zulassung für die aktuelle Software. Der Glücksspielkonzern ist dort seit Jahren mit Manipulationsvorwürfen konfrontiert. Er soll seine Geräte so eingestellt haben, dass sie in fremden Spielstätten mehr Gewinn ausspucken, was nachteilig für den Aufsteller ist. Im Zuge eines Prozesses ist dieser Verdacht erneut Thema.

Fast 100 Automaten-Modelle der Novomatic-Tochter Austrian Gaming Industries (AGI) sind in Deutschland zugelassen. Knapp die Hälfte davon verliert im April bzw. Mai 2016 die Berechtigung für die laufende Software, wie aus der Zulassungsdatenbank der deutschen Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) zu ersehen ist. Es handelt sich dabei um die sogenannten ADM-Automaten, von denen Novomatic, Marktführer in Deutschland, Branchenschätzungen zufolge fast 100.000 am Markt haben soll.

Die betroffenen Geräte wurden zwischen 2009 und 2014 zugelassen. Beim Modell "ADM 301" heißt es zum Beispiel: "Alle vor dem 11. Februar 2016 zugelassenen Programmversionen verlieren am 15. Mai ihre Gültigkeit."

Update genügt

Die Erklärung der PTB dazu: Die aufgestellten Geldspielautomaten von AGI dürfen "lediglich ab den von der PTB festgelegten Stichtagen nicht mehr mit den alten Softwareversionen betrieben werden". Die alte Software sei auf Antrag der Firma geändert worden, "um die Manipulationsfestigkeit zu verbessern und Fehler zu beseitigen." Ein Software-Update des Herstellers "liegt somit bereits vor und darf verwendet werden", so die PTB auf Anfrage der APA.

Die Zulassungsbehörde PTB ist in der deutschen Glücksspielbranche umstritten. Marktbeobachter und -teilnehmer wähnen eine zu große Nähe zur Industrie. Auch wird kritisiert, dass die PTB keine wirkliche Einsicht in die Funktionsweise der Automaten habe, vor allem nicht im laufenden Betrieb.

Das liegt auch an der gesetzlichen Grundlage, der Spielverordnung (SpielV). Demnach müssen die Geldspielgeräte alle zwei Jahre von der PTB überprüft werden.

Der Informatiker und Sachverständige Thomas Noone hat die Arbeitsweise der PTB schon 2008 in seiner Masterarbeit scharf kritisiert. Die Prüfverfahren der PTB seien alles andere als geeignet, um Manipulationen vorzubeugen und später nachzuweisen, vielmehr sei das Verfahren "uneffektiv und inhärent unsicher". Er spricht auch von einer "Ungleichbehandlung von Geräten und Herstellern". Das Risiko, das von den Herstellern ausgeht, betrachtet der Sachverständige als "sehr hoch".

Gerichtsverfahren

Ob ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Prozess besteht, den ein kleiner Automatenaufsteller gegen die deutsche Novomatic-Tochter Löwen führt, "entzieht sich unserer Kenntnis, da die Firma dies nicht mitgeteilt hat." Ebenfalls "nicht seriös bestätigen" könne die PTB, ob der Prozess "mittelbare Auswirkungen auf das Handeln der Firma hat."

Von der deutschen Novomatic-Tochter Löwen hieß es, das Szenario bei der PTB sei ein "üblicher Prozess - auch für alle andern Hersteller". Die Geräte "verlieren natürlich nicht die Zulassung, sondern nur die jeweilige Softwareversion darf im Feld (aufgrund möglicher manipulativer Eingriffe, die nur in Zusammenwirken mit kriminellen Betreibern überhaupt möglich sind) nicht mehr betrieben werden und muss durch die bereits seit längerem (für die ersten Bauarten bereits seit Juli 2015) verfügbare aktuellste Version ersetzt werden", so die Firma in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA. Bei mehr als der Hälfte der Automaten sei das Update bereits erfolgt.

Einen Zusammenhang mit dem laufenden Prozess gebe es nicht, so Löwen Entertainment.

Manipulationsverdacht

Den besagten Rechtsstreit hat ein kleiner deutscher Automatenaufsteller vor Jahren gegen die deutsche Novomatic-Tochter Löwen Entertainment vom Zaun gebrochen. Roland Grüber - er betrieb bis vor kurzem zehn Spielhallen - hat zahlreiche Löwen-Automaten gemietet. Seit 2011 will er beobachtet haben, dass immer weniger Geld in den Automaten bleibt und zugleich die Spieler immer mehr gewinnen. Er verdächtigt Löwen Entertainment, in den Geräten illegale Software einzusetzen, die die Häufigkeit der Auszahlung manipuliert.

Laut Löwen Entertainment entbehren die von Grüber vorgebrachten Vorwüfe jeder Grundlage. Man habe diese bereits in einem Artikel der "Wirtschaftswoche" als "unzutreffend herausgestellt", so das Unternehmen zur APA.

Grüber behauptet dem Bericht zufolge, dass die Quote der an die Spieler ausbezahlten Gewinne von 2006 bis 2012 um 20 Prozent gestiegen sei, was seinen eigenen Gewinn entsprechend schrumpfen habe lassen. Ein gerichtlich bestellter Gutachter hat diese Zahlen laut "Wirtschaftswoche" nun bestätigt.

Löwen hatte die Vorwürfe bereits Mitte Februar als haltlos zurückgewiesen. In dem Prozess, der am Landgericht Nürnberg-Fürth anhängig ist, hat das Unternehmen ein Gegengutachten vorgelegt, das die Anschuldigungen widerlegt.

Bei Gericht geht es um die Frage, ob eine Softwarekomponente bei neun verschiedenen Bauarten von Löwen-Geräten zu einer Steigerung der Auszahlungsquote geführt haben könnte.