Süßer die Kassen nie klingeln. In den Wintermonaten und gerade zur Weihnachtszeit steigen die Verkäufe von Schokolade stets rasch an, ein Blick auf die prall gefüllten Handelsläden reicht als empirischer Beweis.

Dabei ist die grundsätzliche Stimmung in der süßen Branche zurzeit eigentlich getrübt. Dafür verantwortlich zeichnen höhere Rohstoffpreise für Kakao, Haselnüsse oder Mandeln. Bei der deutschen Schokogröße Ritter Sport etwa setzt man heuer zwar 470 Millionen Euro um, spricht aber trotzdem von einem „enttäuschenden Jahr 2015“. Wie Firmenchef Andreas Ronken wissen lässt, werde sich auf Ergebnisseite gerade eine schwarze Null ausgehen.

Preise explodierten

Noch 2013 habe man für ein Kilo Haselnüsse etwa sechs Euro bezahlt, erklärt Ronken. 2014 sei der Preis wegen einer Missernte im Hauptanbauland Türkei auf 17 Euro hochgeschossen. Inzwischen sei der Wert zwar wieder auf etwa 11 Euro abgesackt, „verglichen mit vor zwei Jahren immer noch fast eine Verdopplung“. Pro Jahr brauche seine Firma 5000 Tonnen Haselnüsse, die Mehrkosten von fünf Euro pro Kilo schlagen also mit 25 Millionen Euro zu Buche. Auch Wettbewerber wie Nestlé argumentieren ähnlich, eine Erhöhung der Schokoladenpreise für 2016 gilt als sehr wahrscheinlich.

Oft vergessen wird indes, dass zurzeit nicht nur einige Bilanzen von Schoko-Giganten in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern auch die Arbeitsbedingungen in den Rohstoff-Anbaugebieten zunehmend schwieriger werden. Von höheren Preisen profitieren die Produzenten kaum, sind sie doch nahezu immer mit geringeren Ernten begründet.

Kakaobauern in der Armutsfalle

Schon jetzt landen weniger als zehn Prozent des Verkaufspreises von Schokolade im Schnitt bei den Bauern, viele von ihnen sind in der Armutsfalle gefangen. In der Elfenbeinküste, dem größten Kakaoproduzenten der Welt, verdienen die Kleinbauernfamilien laut dem Entwicklungsnetzwerk Inkota zufolge weniger als 50 US-Cent pro Kopf und Tag. Das hat zur Folge, dass immer weniger Kinder die Arbeit ihrer Eltern fortführen wollen, heute liegt das Durchschnittsalter der westafrikanischen Kakaobauern bei 51 Jahren. Ob der niedrigen Lebenserwartung (Elfenbeinküste: 50 Jahre, Ghana: 61 Jahre) ein dramatischer Wert.

Ein positiver Aspekt: Heimische Konsumenten setzen vermehrt auf Fairtrade-Produkte, die den Bauern neben dem Rohstoffpreis auch Prämien bringen. Im ersten Halbjahr wurden heuer in Österreich 1340 Tonnen fair gehandelte Schokolade verkauft – um 119 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig liegt der Marktanteil der fairen Schokoprodukte noch immer im einstelligen Bereich.

Ritter Sport: Eigener Anbau

Ritter-Sport-Chef Ronken beschreitet derweil einen unkonventionellen Weg: Er baut selbst Kakao an. 2011 kaufte die Firma Weideflächen, schon 2020 strebt das Unternehmen eine Vollernte auf der 1500 Hektar großen Fläche an. Bis zu 40 Prozent des Ritter-Sport-Bedarfs an Kakao sollen dann aus dem Eigenanbau gedeckt werden.