Das Bekenntnis des EZB-Chefs Mario Draghi zu möglichen weiteren Geldspritzen seines Hauses hat dem Euro am Freitag zugesetzt. Er verbilligte sich um mehr als einen halben US-Cent auf 1,0665 Dollar. Unter Europas Aktienbörsen profitierte vor allem der exportorientierte deutsche Aktienmarkt.

"Für mehr müssen den vielen Worten nun endlich Taten folgen", betonte allerdings Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Die Europäische Zentralbank entscheidet Anfang Dezember über die Zukunft des sogenannten Quantitative Easing (QE).

Ziel: Zwei Prozent

Draghi zeigte sich wegen der hartnäckig niedrigen Inflation zu noch drastischeren geldpolitischen Maßnahmen bereit. Am Freitag sagte er auf dem Bankenkongress "Euro Finance Week" in Frankfurt: "Wir werden das tun, was wir machen müssen, um die Inflation so schnell wie möglich zu erhöhen." Börsianer wetten seit längerem darauf, dass die EZB ihre Anleihekäufe von derzeit monatlich 60 Milliarden Euro aufstockt. Damit will sie die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, verhindern und die Teuerungsrate in Richtung ihres Zielwerts von knapp zwei Prozent treiben.

Wegen dieser Spekulationen ist der Kurs des Euro seit Mitte Oktober um rund acht US-Cent gefallen. Gleichzeitig gewannen Dax und EuroStoxx50 jeweils etwa 10 Prozent, weil die Abwertung der Gemeinschaftswährung die Waren der heimischen Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht.

Europas Währungshüter stehen jedenfalls bereit für eine weitere Geldflut. "Wir werden alles Notwendige tun, um die Inflation so schnell wie möglich wieder zu erhöhen", betonte EZB-Präsident Draghi in Frankfurt.

Sitzung am dritten Dezember

Sollte der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 3. Dezember zu dem Schluss kommen, dass die Risiken wieder zugenommen haben, "werden wir handeln und alle Instrumente im Rahmen unseres Mandates ausschöpfen", bekräftigte Draghi.

Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte vor einer weiteren Ausweitung der Geldschwemme: "Je länger die extrem lockere Geldpolitik andauert, umso weniger wirkt sie und umso mehr Risiken und Nebenwirkungen kommen ins Spiel."

Regierungen könnten sich an die niedrigen Zinsen gewöhnen und notwendige Reformen verschleppen. "Wir sollten auch nicht vergessen, dass die bereits ergriffenen Maßnahmen noch Zeit brauchen, um voll zu wirken", sagte Weidmann.

Flexibles Programm

Seit März pumpt die EZB monatlich 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Das Billionenprogramm soll nach bisheriger Planung bis mindestens September 2016 laufen. Draghi bekräftigte, dieses Programm sei flexibel und könne "in Umfang, Zusammensetzung und Dauer" angepasst werden.

Außerdem wird der EZB-Rat nach Draghis Worten das Niveau der Strafzinsen für Bankeinlagen bei der EZB neu bewerten. Derzeit zahlen Banken 0,2 Prozent Zinsen, wenn sie Geld über Nacht bei der Notenbank parken. Volkswirte erwarten, dass die EZB den Strafzins erhöhen wird.

Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Denn Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, weil es bald noch günstiger werden könnte. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach Eurostat-Daten gerade einmal um 0,1 Prozent über Vorjahresniveau. Die EZB strebt mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei Teuerungsraten knapp unter 2,0 Prozent an.

Ein Großteil des aktuell niedrigen Preisniveaus geht auf sinkende Ölpreise zurück. Der Rückgang der Ölpreise sei eher ein Treiber für die Konjunktur als ein Vorbote von Deflation, betonte Weidmann. Draghi gab jedoch zu bedenken, dass auch die sogenannte Kerninflation - also die Rate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel - bedenklich niedrig ist: "Eine niedrige Kerninflation kann uns nicht kalt lassen", sagte der EZB-Präsident.

Kritik der Deutschen Bundesbank

Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte vor einer weiteren Ausweitung der Geldschwemme: "Je länger die extrem lockere Geldpolitik andauert, umso weniger wirkt sie und umso mehr Risiken und Nebenwirkungen kommen ins Spiel."

Regierungen könnten sich an die niedrigen Zinsen gewöhnen und notwendige Reformen verschleppen. "Wir sollten auch nicht vergessen, dass die bereits ergriffenen Maßnahmen noch Zeit brauchen, um voll zu wirken", sagte Weidmann.

Seit März pumpt die EZB monatlich 60 Mrd. Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Das Billionenprogramm soll nach bisheriger Planung bis mindestens September 2016 laufen. Draghi bekräftigte, dieses Programm sei flexibel und könne "in Umfang, Zusammensetzung und Dauer" angepasst werden.