Nicht am europaweiten Stresstest teilnehmende kleinere Geldhäuser sollen laut der obersten EZB-Bankenaufseherin dennoch geprüft werden. "Die Banken werden eine Art Stresstest unter dem SSM in nicht-öffentlicher Form haben", sagte Daniele Nouy vor Europa-Parlamentariern in Brüssel. Dabei würden die Kapitalanforderungen der Institute ausgelotet.

Seit Herbst 2014 ist die Europäische Zentralbank (EZB) direkt für die Aufsicht der größten Banken im Euroraum zuständig. Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus (SSM) setzt sich aus der EZB und den nationalen Aufsichtsbehörden der Länder der Währungsunion zusammen.

Nach aktuellen Schätzungen sollen am europaweiten Stresstest etwa 50 bis 60 Institute teilnehmen. Die genaue Zahl steht aber noch nicht fest. Die EU-Bankenregulierungsbehörde EBA wird bei dem Test Szenarien entwerfen, bei denen die Institute zeigen sollen, wie sie mit bestimmten Situationen zurechtkommen.

Strengere Kapitalvorgaben für Großbanken

Banken im Euroraum sind nach Einschätzung der EZB noch längst nicht in ruhigeren Gewässern angekommen. Größte Herausforderungen seien die schwache Profitabilität und die notleidenden Kredite in ihren Bilanzen, sagte die oberste EZB-Bankenaufseherin, Daniele Nouy, vor einem Ausschuss des Europa-Parlaments in Brüssel.

"Banken müssen nach wie vor mit einem Niedrigzinsumfeld zurechtkommen und einer ungleichmäßigen wirtschaftlichen Erholung." Eine Reihe von Häusern müsse sich deswegen anpassen. Größere Banken könnten eine geringere Ertragskraft in Folge der Niedrigzinsen besser abfedern.

Gemeinsame Methode für 120 Institute

Die Bankenaufseherin rechnet außerdem damit, dass die neuen Kapitalvorgaben für die Institute nach der intensiven Überprüfung (SREP) im weiteren Jahresverlauf endgültig stehen werden. Die EZB-Aufsicht wendet dabei zum ersten Mal eine gemeinsame Methode für die rund 120 größten Institute der Eurozone an. Die festzulegenden Mindestkapitalanforderungen an die Großbanken für 2016 würden etwas höher ausfallen als im vergangenen Jahr, so Nouy. Ein zusätzlicher Puffer ergebe sich unter anderem aus den Kapitalanforderungen für die allergrößten systemrelevanten Banken.

Die einzelnen Häuser bekommen die neuen Vorgaben schriftlich mitgeteilt. Sie haben dann zwei Wochen Zeit, um zu reagieren. Die endgültige Festlegung wird im November erwartet. Veröffentlicht werden die individuellen Vorgaben nicht.

Neuer europaweiter Stresstest

Im kommenden Jahr will die Bankenregulierungsbehörde EBA zusammen mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und nationalen Aufsichtsbehörden einen neuen europaweiten Stresstest auflegen. Die Auswahl der daran teilnehmenden Geldhäuser müsse aber noch von der EBA genehmigt werden, erklärte Nouy. Die Methode für den Belastungscheck sei noch in der Entwicklung. Etwa 50 bis 60 Institute sollen teilnehmen. Aber auch kleinere Banken sollen durchleuchtet werden.

Die EZB ist seit Herbst 2014 direkt für die Aufsicht der größten Banken im Euro-Raum zuständig. In Deutschland beaufsichtigt sie die 21 wichtigsten Geldinstitute - darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank.