Bereits bei den diesjährigen Technologiegesprächen in Alpbach kündigte Verkehrsminister Alois Stöger erste heimische Teststrecken für autonome Fahrzeuge für 2016 an, nun steigt eine steirische Wirtschaftsallianz auf das Gaspedal: Man will „Modellregion für autonomes Fahren“ werden.

„Wir haben die perfekten Voraussetzungen dafür“, beschwört Franz Lückler, Chef des Clusters ACStyria und verweist auf eine Vielzahl an Forschungseinrichtungen und renommierten Autozulieferbetrieben, die sich bereits intensiv mit dem thema beschäftigen. Letztere unterstreichen die Dringlichkeit. Eine Teststrecke alleine etwa sei „zu wenig“, erklärt Magna-Vorstand Gerd Brusius. „Wir brauchen eine Testregion, eine Teststrecke Steiermark“ – innerhalb der „nächsten beiden Jahre“ müssten die wesentlichen Rahmenbedingungen abgesteckt werden. Eine flotte „Ausnahmeregelung für autonomes Fahren auf öffentlichen Straßen in der Steiermark“ fordert auch Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann.

Steirische Leitbetriebe

Steirische Leitbetriebe wie beispielsweise Automobilzulieferer Magna, AVL List, Leiterplattenhersteller AT&S, Infineon oder Messtechnikspezialist DEWETRON konnten sich bereits in diesem lukrativen Geschäftsfeld etablieren.

„Die Politik muss hier den notwendigen rechtlichen Rahmen schaffen, damit wir unsere Innovationen direkt am Standort austesten und weiter erforschen können“, verlangt AT&S-Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer rasch eine Modellregion für selbstfahrende Fahrzeuge. Die obersteirische AT&S hat als eines der ersten Unternehmen die Automobilbranche mit HDI-Microvia-Leiterplatten in Großserien beliefert. „Diese Technologie ist Voraussetzung, um autonomes Fahren umzusetzen“, erklärt Gerstenmayer. Konkret wird für sämtliche Sensoren wie beispielsweise Kamerasysteme und Radarsensoren sowie für die sich in der Entwicklungsphase befindlichen Zentral-Fahrassistenz-Hochleistungsrechner die obersteirische Entwicklung benötigt.

Gerd Brusius (Magna), Franz Lückler (ACstyria), Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, Jost Bernasch (Virtuelles Fahrzeug)
Gerd Brusius (Magna), Franz Lückler (ACstyria), Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, Jost Bernasch (Virtuelles Fahrzeug) © ACstyria/Kanizaj

Wegweisende Entscheidungen sollen bei einem Gipfel Ende Oktober getroffen werden, kündigt man im Verkehrsministerium an. Eingebunden sind auf diesem unterschiedlichste Branchen, vom Chipspezialisten bis zum Versicherer. Die Technik der selbstfahrenden Autos scheint der gesellschaftlichen Akzeptanz und juristischen Haftungsfragen (Wer haftet nach einem Unfall?) nämlich vorerst weit voraus.

Bestehende rechtliche Regularien verhindern derzeit also noch, dass die Entwicklungen der heimischen Unternehmen hierzulande getestet werden können: Das internationale Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr von 1968 erlaubt selbstfahrende Fahrzeuge auf den heimischen Straßen nicht. propos voraus: Starken Druck auf die Branche üben seit geraumer Zeit amerikanische IT-Konzerne aus. Google etwa, einer der Selbstfahrpioniere, ließ erst jüngst wissen, mit vollautonomen Autos schon 2017 den US-Massenmarkt zu entern.